D r i t t e r A b s c h n i t t
Der Begriff der Gesellschaft
Was erübrigt für das Wesen der Gesellschaft bei der individualistischen
Auffassung? In welchem Sinne ist Gesellschaft überhaupt noch da, wenn
alle Bestandteile, die einzelnen Menschen, selbsteigene und
selbstgenugsame Wesenheiten sind?
Die Antwort hierauf ergibt sich eindeutig: Die Gesellschaft ist ein
bloßes Nebeneinander der Einzelnen, ihre Anhäufung, Summe, Aggregat,
Konglomerat oder wie man es sonst ausdrücken will.
Diese Grundtatsache des Nebeneinanders können wir dreifach
bestimmen.
Erstens als bloße Vielheit, Anhäufung, Summe, Reihe, etwa gleich
einem Steinhaufen — im Gegensatz z. B. zur inneren / Einheit des
Organismus, welche die Bestandteile sich verbindet, indem sie dieselben
sich (gliedlich) ein-bildet;
zweitens bestimmt sich das Nebeneinander der Teile als ein
mechanisches und ein atomistisches. Diese Bestimmung des
Mechanischen und Atomistischen ist für jeden individualistischen
Gesellschaftsbegriff besonders kennzeichnend und absolut unentbehrlich.
E b e n s o w i e j e d e r b e l i e b i g e I n d i v i d u a l i s m u s ,
w e n n e r s e i n e l e t z t e n b e g r i f f l i c h e n E l e m e n t e z u
E n d e
d e n k t ,
z u m
B e g r i f f
d e s
a b s o l u t e n
E i n z e l n e n k o m m e n m u ß , m u ß e r a u c h d i e
g e s e l l s c h a f t l i c h e E r s c h e i n u n g s w e 1 t
a t o m i s t i s c h u n d m e c h a n i s c h d e n k e n . Denn sind die
Teile selbstwüchsig, so sind sie auch eigene Kraftzentren, die sich (ebenso
wie die körperlichen Atome) bewegen und durch ihre Bewegung, ihr
Verhalten ausschließlich bestimmen, was in der Gesellschaft geschieht;
drittens bestimmt sich das Nebeneinander der Einzelnen, das in der
Gesellschaft vorliegt, als ein rein äußerliches, das will sagen: nothaftes,
utilitarisches. Dieses Merkmal betrifft zugleich das Ver-