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Unmittelbar mit diesem aus dem Tiefsten des Marxischen Geistes

stammenden Fehler, dem Fehler atomisierenden und mechanisti-

schen Denkens, hängen dann Marxens Vorstellungen von der Ver-

gesellschaftung der Erzeugung zusammen (heute „Sozialisierung“

genannt); und von der fälschlichen Annahme der Ü b e r l e g e n -

h e i t der kommunistischen Kollektivwirtschaft vor der kapitali-

stischen Wirtschaft in der Güter erzeugung

1

. Wenn man voraussetzt,

daß überall gleichartige Betriebe unter durchschnittlich gleichen

wirtschaftlichen und technischen Bedingungen da seien, dann aller-

dings wären diese Betriebe sowohl konzentrierbar wie sozialisierbar.

Diese Annahme ist aber für den tiefer blickenden Kenner und Fach-

mann geradezu eine Ungeheuerlichkeit, wie sich wohl zur Genüge

erwies. Weil es in Wahrheit keine atomistische Gleichartigkeit der

Betriebe und überhaupt der Wirtschaftsmittel gibt, gibt es auch

keine durchgehende Kollektivierung. Dies wäre wider die Natur der

Wirtschaft. Eine Kollektivierung, durchgehende Zentralisierung, /

einheitliche „Sozialisierung“ ist selbst rein technisch nur dort mög-

lich, wo erstens einigermaßen einheitliche Leistungen und Erzeug-

nisse da sind (z. B. bei der Eisenbahn oder der Tabakerzeugung) und

wo zweitens ein einheitlicher Markt vorhanden ist (z. B. bei der

Post). Schon in der Kleineisen-, ja selbst in der Schwerindustrie feh-

len dagegen diese Voraussetzungen. Überall, wo diese und ähnliche

Bedingungen der Natur der Sache nach nicht gegeben sind, ist auch

die Sozialisierung schon technisch-organisatorisch unmöglich, nicht

nur wirtschaftlich unrichtig

2

.

Eine genaue Zergliederung, die hier aber nicht am Platze ist, ergäbe die Unter-

scheidung von v i e r W i r t s c h a f t s f o r m e n : die vollkommen freie Ver-

kehrswirtschaft, die durch sozialpolitische und genossenschaftliche Regelungen ge-

mäßigte Verkehrswirtschaft (gemäßigter Kapitalismus), die zünftige oder stän-

dische Wirtschaft, die zentrale Planwirtschaft oder Kollektivwirtschaft. Davon

sind die erste und vierte utopisch, nur die zweite und dritte geschichtlich mög-

lich, die tragende geschichtliche Wirklichkeit liegt allein in der ständischen Wirt-

tausga

b

e

1

Siehe unten S. 196.

2

Weiteres über die falsche Annahme der grundsätzlichen Überlegenheit der

organisierten Wirtschaft in der Erzeugung siehe unten § 22, S. 190 ff.

3

Vgl. meine Schrift Tote und lebendige Wissenschaft, 4. Aufl., Jena 1935,

S. 359 ff., jetzt: 5. Aufl., Graz 1967, S. 323 ff. — Ferner mein Buch: Fundament

der Volkswirtschaftslehre, 4. Aufl., Jena 1929, § 22, jetzt: 5. Aufl., Graz 1967

(= Othmar Spann Gesamtausgabe, Bd 3).