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tern gibt es aber noch: Landarbeiter, Kleinbauern, Kleinhandwerker;

ferner die höheren geistigen Arbeiter: Ingenieure, Beamte, Direkto-

ren, Lehrer usw. — Wesentlich ist aber, daß sich die geistigen Schich-

tungen durchaus nicht auf diese wirtschaftlichen aufbauen. Prote-

stantisch und katholisch, materialistisch und individualistisch, völ-

kisch und kosmopolitisch, konservativ und liberal (nicht im Partei-

sinne, sondern im grundsätzlichen Sinne) — diese und viele andere

geistige Schichtungen gehen durch sämtliche wirtschaftliche Gruppen,

sie scheidend, hindurch. — Ein grundlegender Irrtum Marxens ist

endlich, daß Klassengliederung notwendig auch Klassenkampf be-

deute. Auf solche Weise die Geschichte zu erklären, ist ebenso tief-

sinnig, wie wenn man die Familie aus den „Gegensätzen“ oder

„Kämpfen“ zwischen Vater — Mutter — Brüdern — Schwestern er-

klärte! Das Gemeinsame, welches alle zu G l i e d e r n der Familie

macht, das Verbindende, das jene „Klassen“ im Ganzen haben, ist das

Wesentliche, gleichwie die Gesundheit am Körper das Wesenhafte,

die Krankheit das Wesenswidrige ist.

Alle die erwähnten Mängel hängen zuletzt an dem B e g r i f f e

d e r W i r t s c h a f t . Die kapitalistische Wirtschaft wird von Marx

gefaßt als ein „ordre naturel“ (wie die individualistischen Physio-

kraten sie nannten), das heißt als ein atomistisches Gewirre von in-

dividuellen Kräften, die durch das Gesetz des Eigennutzes eindeutig

bestimmt sind, daher einen Kausalmechanismus ergeben, Mechani-

sches, Materielles, das zugleich das Primäre in der ganzen Gesell-

schaft und ihrer Entwicklung, der Geschichte, ist. Die Wirtschafts-

wissenschaft ist für Marx daher eine Kausalwissenschaft, welche Ge-

setze findet, die den Gang der Ereignisse bestimmen. In Wahrheit

liegt das Wesen der Wirtschaft darin beschlossen, Mittel für Ziele zu

sein. „Für Ziele“, das heißt, daß jene Geistigkeit, die Ziel wird, die

führende Macht in Leben und Geschichte zuletzt allein bildet. Daher

haben die allergeistigsten Menschen (dächte man auch nur an Buddha

und Zarathustra) auch am meisten Geschichte gemacht. Das Geistige

ist Ziel und Führer, das Wirtschaftliche ist Mittel und Diener. Macht

man mit diesem einzig natürlichen Begriffe der Wirtschaft Ernst,

dann ist sie kein selbsttätiger Mechanismus mehr, sondern sie stellt

zur Ausforschung: die Leistungen der Mittel, die Rangordnung der

Mittel als niedere Werte in bezug auf die Ziele als die höheren Werte.

Damit verschwindet überhaupt die mechanische Ursächlichkeit. Die