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nichts „Metaphysisches“, ja nicht einmal eine außerwirtschaftliche
„Wertung“ in sich. Denn „Wirtschaft“ kann nie selbst eine Wer-
tung der Ziele bedeuten, sie ist als Inbegriff von Mitteln ihrem We-
sen nach dienend. Die Wertung, die Gültigkeit der Ziele steht schon
vor der Wirtschaft. Wirtschaft setzt überall schon die Wertung,
die Gültigkeit, das ganze Kultursystem voraus. Ein Quaderstein
für eine Kirche ist erst dann ein wirtschaftliches Mittel, wenn das
Ziel des religiösen Lebens und des Kirchenbaues gilt; eine Speise ist
erst dann Mittel, wenn das Ziel ihres Genusses gilt, wenn sie z. B.
nicht als giftig gilt (Beispiel: Alkoholfrage) oder wenn die Lebens-
erhaltung als Ziel gilt (Gegenteil: Selbstmord). Über diese Ziele
entscheidet der Theologe, der Mediziner, der Sittenlehrer. Aber
w e n n die Ziele gegeben sind, dann ist der jeweils ausgegliederte
Gliederbau der Mittel, unter jeweils gegebenen Umständen, e n t -
w e d e r r i c h t i g o d e r u n r i c h t i g . Ohne Metaphysik kann
der Mensch nicht leben, und wäre er der niedrigste Atheist. Aber
die Metaphysik — der wir an ihrem Orte uns keineswegs entziehen
wollen — steht wesensgemäß vor der Wirtschaft; in der Wirt-
schaft selbst ist sie nicht mehr zu finden. In der Wirtschaft sind nur
Mittel zu finden, keine Ziele. Sind aber die Ziele einmal gegeben:
dann ist das Urteil „richtig“ oder „unrichtig“ für den Aufbau der
Mittel unerläßlich! Wenn man z. B. den Betrieb einer bestimmten
Brauerei als „Mißwirtschaft“ bezeichnet, so hat man damit kein
Urteil gefällt, das von der Anerkennung des Alkoholgenusses aus-
ginge; vielmehr muß sowohl der Anhänger wie der Gegner des Al-
koholgenusses jenes Urteil fällen und muß es aus dem f e h l e r -
h a f t e n A u f b a u d e r M i t t e l s e l b s t h e r a u s b e g r ü n -
d e n . Darum spricht denn auch das praktische Wirtschaftsleben
überall entweder von „Mißwirtschaft" oder von „guter“ Wirtschaft,
von „richtiger“ oder „unrichtiger“ Kalkulation, von „Fehlern“ in
der Materialbehandlung oder der Überwachung, der Buch- / haltung
und dergleichen mehr. Der praktische Wirtschaftsfehler ist eine ele-
mentare und allbekannte Tatsache, die es jeder unbefangenen Über-
legung deutlich macht, daß die Wirtschaft wesensgemäß dem Urteil
„richtig“ oder „unrichtig“ unterliege. Nur die lebensfremde kausal-
mechanische Wirtschaftsauffassung Ricardos, Marxens, Mengers ver-
mochte es, eine solch sonnenklare Erscheinung zu verdunkeln.
Erkennt man diese Erscheinung an, dann muß man ihr aber