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Ist mit diesen Feststellungen das Zusammentreffen von Wirt-

schaftsatomen (eigennützigen Einzelwirtschaftern) als entscheidende

Fehlvorstellung des Individualismus entlarvt, so ist damit auch der

Fehlbegriff des „automatischen Entstehens der Wirtschaftserschei-

nungen“ und damit endlich des k a u s a l m e c h a n i s c h e n G e -

p r ä g e s d e s W i r t s c h a f t s a b l a u f e s v e r m i e d e n .

Ausgangspunkt ist nunmehr das Ganze mit seinen Gliedern und

seiner Ausgliederungsordnung. Nebst dem Begriffe der Ausgliede-

rungsordnung sind es vor allem die genannten Begriffe des Vor-

ranges und der Leistung, welche die Abwendung vom kausal-

mechanischen Verfahren ermöglichen. Überall, wo wir „Wirtschaft“

ins Auge fassen, zeigt sie sich als ein Gliederbau von s i n n v o l l e n

Leistungen: Grund und Boden leisten, die Maschinen, die Rohstoffe,

die Arbeiter leisten. Sofern sie nicht leisten, sind sie nicht „Wirt-

schaft“. Der Gliederbau der Leistungen ist das Erste: die Preise sind

keine ursprünglichen Größen, sie sind nur A u s d r u c k des Glie-

derbaues der Leistungen. Hier haben wir einen weiteren system-

bestimmenden Gedanken vor uns. Denn mit ihm ist die P r e i s -

l e h r e end- / gültig aus der Mitte der Theorie entrückt und auch, wie

sich zeigen wird, die V e r t e i l u n g s l e h r e an den Leistungs-,

nicht an den Preisbegriff geknüpft. Leistung ist vor Preis, Leistung

ist auch vor Verteilung. Die Volkswirtschaftslehre ist zuerst Lei-

stungslehre (Erzeugungslehre) und dann erst Preis- und Verteilungs-

lehre. — Sind die Preise nur sinnvoller Ausdruck der Leistungen,

dann können sowohl steigende wie fallende Preise ein gutes oder

schlechtes Zeichen sein, je nachdem sie eine andere Richtung in der

Neuordnung der Wirtschaft, das heißt eine andere Umgliederung

der Leistungen, anzeigen. Zum Beispiel braucht ein größeres An-

gebot kein Fallen der Preise zu bewirken, wenn es in der Entwick-

lungsrichtung (Umgliederungsrichtung) der Wirtschaft liegt. Es

kann dann umgekehrt gerade erst ein Steigen der Preise bewirken,

nämlich durch die nun ermöglichte Hochkonjunktur der weiter-

verarbeitenden Wirtschaftszweige. Angebot und Nachfrage sind

nur Erscheinungsformen, nichts Primäres. Daher gibt es auch nie

und nimmer „automatische“, ursächlich-mechanische Preisgesetze.

Die Berichtigung der Begriffe Preis und Markt ist von entschei-

denden Folgen für den Begriff der Verteilung und die Verteilungs-