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kommen. Wenn ein Buch, das in Leipzig hergestellt wird, gleich-
wohl in Leipzig (wo es weniger kosten sollte) ebensoviel wie in
München (wo es infolge der Fracht- und Kommissionskosten einen
höheren Preis haben sollte) kostet, so ist daran die Buchhändler-
zunft, der sogenannte Buchhändlerbörsenverein, schuld.
Sind sowohl die Wirtschaftshandlungen der Einzelnen wie die
Betriebe, wie auch die Märkte selbst, einzigartig und alle in ihrer
Weise wieder schöpferisch, dann folgt daraus auch: daß An-
g e b o t u n d N a c h f r a g e n i c h t v o l l s t ä n d i g q u a n t i -
f i z i e r b a r s i n d ; sie sind grundsätzlich keine bloß quantitati-
ven Begriffe. Im Angebot „zehn Pferde“ und in der Nachfrage
„zehn Pferde“ drückt sich nicht bloß eine Quantität aus; sondern
dahinter stehen auch u n q u a n t i f i z i e r b a r e Leistungen, so ins-
besondere auch das Kapital höherer Ordnung, wie „Markt“, „Han-
delsvertrag“ oder das Zuchtverfahren, der Erfindergedanke. Wenn
von einem Handelsvertrage und einem Erfindergedanken auch
millionenmale Gebrauch gemacht wird, so nützt ihn das nicht ab,
er ist unverbrauchlich, er wird nicht quantifiziert wie 1 Zentner
Eisen und dergleichen. In jedem quantifizierten Gute (z. B. Eisen)
ist aber Unquantifizierbares (Handelsvertrag) enthalten! Noch mehr:
das Qualitative, Gliedhafte, die Leistung ist es, welche die äußeren
Abmessungen der ausgegliederten Glieder bestimmt. Die Qualität
bestimmt erst die Proportionierung, die Besonderung der Quanti-
tät, die Q u a n t i t ä t i s t n u r d u r c h i h r e Q u a l i t ä t o d e r
L e i s t u n g / ( G l i e d h a f t i g k e i t ) e i n e w i r t s c h a f t l i c h e
Q u a n t i t ä t . „Zehn Pferde" sind äußerlich immer dieselbe Quan-
tität, aber erst die Leistung (gliedhafte Qualität) als Reitpferde,
Ackerpferde, Wagenpferde, Kriegsdienstpferde bestimmt die Ein-
gliederung und damit die Proportionen zu anderen Gütern und
deren Quantitäten, damit zuletzt den Preis. Die wirtschaftliche
„Qualität“ des Gutes ist erst mit der Gliedhaftigkeit gegeben.
Dem entspricht die alltägliche Wirtschaftserfahrung. Auf der
Börse sagt man z. B.: der Preis eines Papieres werde nicht durch
seinen Ertrag (die Höhe der Dividende) bestimmt; sondern oft
vielmehr durch seine „Qualität“, z. B. durch die Zugehörigkeit zu
einem bestimmten Konzern, der etwa die Aktienmehrheit erlangen
oder abstoßen will. — Auch wenn in solchen Fällen Dividenden
und Mengen „dieselben“ bleiben, ändern sich also die Preise.