[
3 7
/
38
]
4 3
2.
als Gliederbau der Mittel in sich selbst wieder sinnvoll, näm-
lich richtig oder falsch als Glied bestimmt.
Die individualistische Lehre ist außerdem abstrakt-isolierend,
das heißt, sie untersucht die Wirtschaft, sowohl beim Einzelnen für
sich wie bei allen Einzelnen summiert, als ob sie für sich allein
verwirklicht würde. Gerade diesem letzteren Grundirrtume kann
die universalistische Lehre niemals verfallen. In der W i r t -
s c h a f t a l s i m G e b ä u d e d e r M i t t e l s p i e g e l n s i c h d i e
Z i e l e a b ; das heißt aber nichts weniger als: die ganze Gesellschaft,
die ganze Kultur!
Die universalistische Theorie ist hier wie überall grundsätzlich
wirklichkeitsnahe; sie muß grundsätzlich vom Ganzen ausgehen
und muß daher die Konkretisierung des Ganzen beobachten. Die
Konkretisierung ist aber unmöglich abstrakte, allgemeine, sondern
notwendig ganz bestimmte, und zwar geschichtliche Wirklichkeit.
Auf diese Weise ist die universalistische Lehre sowohl Theorie wie
Geschichte, sie erreicht die E i n h e i t v o n T h e o r i e u n d G e -
s c h i c h t e . Innerhalb dieser Einheit gebührt aber der Vorrang der
Theorie, was wir andern Ortes begründeten
1
.
/
Auf dem Grunde aller dieser Lehrbegriffe wird die Volkswirt-
schaftslehre wieder zur echten G e i s t e s w i s s e n s c h a f t . Indem
das Wesen der Wirtschaft die Leistung, die dienstbare Teilnahme
am Kulturleben (als System der Mittel) ist, wird die Wirtschaft an
das höhere Geistige der Kultur angeknüpft. In dieser Teilnahme an
den Zielen zeigt sich der sittliche Gehalt, der gesamte k u l t u r e l l e
G e h a l t d e r W i r t s c h a f t . Die Wirtschaft spiegelt den ganzen
Reichtum der Kultur einer geschichtlichen Gesellschaft ab. Wohl
hat die Wirtschaft ihr Eigenleben, aber nur ein abgeleitetes. Und
wie der Spiegel trotz eigener Gesetze den Einäugigen niemals zwei-
äugig zeigen kann, so kann auch die Wirtschaft in Zeiten des Kul-
turverfalles nichts Gesundes zeigen noch zeitigen. Die ametaphy-
sische und individualistische Gesellschaft zeitigt in der Wirtschaft
Kapitalismus, Krisen und Proletariat. Jede Zeit hat die Wirtschaft,
die sie verdient. Gerade daran zeigt sich das Geistverwurzelte der
1
Siehe darüber mehr in meinem Aufsatz über die Einheit von Theorie
und Geschichte in der Gedächtnisschrift für Georg von Below (Aus Politik
und Geschichte, Berlin 1928), S. 322 ff. (jetzt: Kämpfende Wissenschaft, Jena
1934, S. 143 ff.).