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lehre. Mit den Preisgesetzen fallen auch die sogenannten V e r t e i -
l u n g s g e s e t z e . Darüber noch einige Worte.
Die individualistische Ansicht war und mußte sein, daß im
Tausche sowohl die Preisbildung wie die Verteilung vor sich gehe.
Denn, so sagte sie (wie schon berichtet), im Tausche gelangen die
Güter aus den Händen der Erzeuger in die Hände derer, die sie
kaufen, und das heißt zuletzt der Verbraucher. In welche Hände
die Güter gelangen, das eben bedeutet: ihre Verteilung. Die Preis-
bildung der „originären Produktivgüter", nämlich Arbeit, Boden,
Kapital, war zugleich die Bildung der Einkommen, der „Vertei-
lungsströme“. Folgerichtig war es daher, in der Preistheorie zugleich
die Grundlage der Verteilungstheorie zu sehen. Die S o n d e r -
p r e i s t h e o r i e n d e r A r b e i t , d e s B o d e n s , d e s K a p i -
t a l s / w a r e n d a m i t d e r I n b e g r i f f d e r „ V e r t e i l u n g s -
t h e o r i e “ . Lohn, Bodenzins, Kapitalzins und Profit waren die
„Verteilungsströme“. — Dem muß aber von Anfang bis zum Ende
widersprochen werden. Erstens handelt es sich in der wirklichen
Wirtschaft niemals um die Verteilung von schon fertigen Gütern,
die auf dem Markte einander gegenüberträten. „Fertige“ Güter gibt
es überhaupt im strengen Sinne nicht, wie schon unsere frühere
Überlegung erkennen ließ. Alle Güter werden erst in Gegenseitig-
keit (Ziegelsteine sind keine Güter ohne die anderen Baustoffe usw.);
auch können sie bis zuletzt ihre Stellung in der Volkswirtschaft
ändern; sie sind daher im wirtschaftlichen Sinne nicht „fertig“,
nicht „gegeben“. Darum konnte im Kriege eine Schreibmaschinen-
fabrik Granaten drehen, aus Papier wurden Stoffe, aus Baumwolle
Schießbedarf gemacht. — Der zweite Grundirrtum ist: nicht der
Preis bestimmt die Verteilung. Vielmehr gilt umgekehrt: die
G l i e d e r u n g u n d d a s h e i ß t V e r t e i l u n g d e r L e i s t u n -
g e n b e s t i mm t d e n P r e i s . Leistung ist vor Preis, Preis ist nur
Ausdruck der Gliederung der Leistungen, die Preise haften den
Gütern nach Maßgabe der Gegliedertheit der Leistungen an
1
. —
Demgemäß werden im besonderen auch die Einkommen nicht von
den Erträgen der einzelnen Arbeiten, Böden (und so fort) be-
stimmt; sondern stets zuerst von den Erträgen der höheren Ganz-
heiten, und zwar zuerst (nicht zuletzt) von den Erträgen der höch-
1
Vgl. unten S. 58 ff., 69 ff. und Vierte Abhandlung, S. 145 ff.