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Daß es Gliederungen in der Wirtschaft gibt, das bedeutet für die
universalistische Volkswirtschaftspolitik die Notwendigkeit: orga-
nische Bindungen an die Stelle des vom Individualismus geforderten
„laissez-faire“ treten zu lassen. Diese Bindungen ergeben zuletzt
eine k ö r p e r s c h a f t l i c h - s t ä n d i s c h e W i r t s c h a f t .
Rückblick
Wenn wir das individualistische Begriffsgebäude mit dem uni-
versalistischen vergleichen, so erkennen wir das im tiefsten Grunde
Unwahre der individualistischen Lehrbegriffe.
Es gibt keinen „homo oeconomicus“; denn jeder Wirtschafter
ist von dem Gesamtganzen der Ziele, das heißt des Kultursystems
seiner Zeit, abhängig.
Es gibt kein Tun des Einzelnen vor dem Ganzen der Wirt-
schaft.
Es gibt daher auch keine Wirtschaftsatome, durch deren „Zu-
sammentreten“ oder „Aufeinanderwirken“ die gesellschaftliche
Wirtschaft entstünde.
Es gibt darum auch keine „automatischen“, keine ursächlich-
mechanischen Gesetze, es gibt keine „Naturgesetze“, keine „exak-
ten", „mathematischen“ Gesetze der Wirtschaft!
Damit stürzt aber jede individualistische Verfahrenlehre zu-
sammen.
/
Dagegen gilt:
Es gibt gleichwohl eindeutige Bestimmtheit der Wirtschaft, aber
diese gleicht der Bestimmtheit des Geistes. Sie ist, gleich der einer
Schlußkette, s i n n v o l l e r Art. Alles Geistige ist sinnvoll, ist ideell
eindeutig bestimmt, wie denn auch eine logisch richtige Schlußkette
logisch eindeutig bestimmt ist
1
.
Daher gibt es im wirklichen Ablaufe der Wirtschaft richtige und
unrichtige Wirtschaft. Alle Wirtschaft ist
I.. von ihren Voraussetzungen, den Zielen her geistig bestimmt
und
* 3
1
Was sinnvoll ist, wird s e i n e m W e s e n n a c h v e r s t a n d e n , was
mechanisch (ursächlich) ist, wird in seinem inneren Wesen n i c h t verstan-
den. — Vgl. das Beispiel vom Kartenspieler in meiner Gesellschaftslehre,
3. Aufl., Leipzig 1930, S. 5.