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Begriff desselben. Das große Schwungrad an einer Dampfmaschine z. B.
hat eine bestimmte F u n k t i o n im Ganzen der hier
zusammenwirkenden Kräfte — etwa die, eine gleichmäßigere Verteilung
der Geschwindigkeit herbeizuführen [was für die Arbeitsmaschinen,
welche die Dampfmaschine treibt, wieder bestimmte Qualitäten der
Produkte und dergleichen mehr bedeutet] — und diese begründet seinen
Funktionsbegriff; allgemein physikalisch betrachtet ergibt sich der
Wesensbegriff des Schwungrades, der etwa auf die zentrifugalen etc.
Kräfte, die hier wirksam sind, zu gehen hätte.
Den gleichen Sachverhalt zeigen die gesellschaftlichen Erscheinungen.
Gesellschaft ist ein Ganzes von Teilen gleich der Maschine. Die uns
empirisch gegebenen Erscheinungen — wie z. B. „Preis“, „Markt“,
„Verkehr“ — lösen sich alle in letzte Komponenten auf, nämlich in
Handlungen der Individuen. Soziale Erscheinungen sind sozusagen
Zusammenballungen von Pfandlungen, das heißt Systeme von
Pfandlungen, die für ein konkretes Zusammenwirken verknüpft sind:
f u n k t i o n e l l e S y s t e m e ; und ihre Bestandteile sind daher, wie
bei der Maschine, zweifach beschreibbar: als f u n k t i o n e l l e
Komponenten des Systems als solchen (das heißt nach ihren Leistungen,
Funktionen im Ganzen) und als generelle Wesenheiten überhaupt (ohne
Rücksicht auf ihren konkreten Zusammenhang in dem gegebenen Systeme
zusammenwirkender Mittel) — nämlich als physikalisch-chemische,
psychologische oder biologische Erscheinungen. Wird die soziale
Bedeutung (Funktion) einer Handlung ins Auge gefaßt, so wird sie mit
Rücksicht auf das f u n k t i o n e l l e S y s t e m , in das sie sich
eingliedert, beschrieben — z. B. wenn das Stillen der Säuglinge an der
Mutterbrust in seiner Bedeutung für die Bevölkerungsvermehrung
betrachtet wird, oder wenn die unehelichen Geburten in ihrer Bedeutung
für die Erneuerung des Bevölkerungsmaterials betrachtet werden (die
Unehelichkeit erscheint dann z. B. als ein wirtschaftliches
Degenerationsphänomen
1
). Ein besonders deutliches Beispiel bietet das
Problem der Zu-
1
In meiner Schrift: Untersuchungen über die uneheliche Bevölkerung in Frankfurt am
Main, Dresden 1905, findet sich die Unterscheidung von Funk tions- und Wesensbegriff
durchgeführt. Vgl. besonders S. 7 ff. — Ferner in meiner Abhandlung: Die Stiefvaterfamilie
unehelichen Ursprungs, Zugleich eine Studie zur Methodologie der Unehelichkeits-Statistik,
in: Zeitschrift für Socialwissenschaft, Jg 7, Berlin 1904.