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Annahmen, die einen e x a k t e n Gleichgewichtszustand sichern, sind:
daß sich an den Mengen, Arten und Verwendungen der Güter gar nichts
ändere. Ein bloß e m p i r i s c h e r Gleichgewichtszustand ergibt sich bei
Betrachtung konkreter, kurzer aufeinanderfolgender Wirtschaftsperioden,
indem die überragend große Mehrheit der Güterarten immer wieder
auftaucht, und auch die Gütermengen in hohemMaße konstant sind
1
. Den
Begriff des Gleichgewichtszustandes selbst aber definiert Schumpeter —
in einem gewissen Widerspruch zu dem eben Gesagten — als den
P u n k t , an dem der Erwerb eines Gutes aufhört (um sich einem andern
zuzuwenden); oder den Zustand, in dem keine Veränderung der
Quantitäten mehr erfolgt, die Tauschakte aufhören, der sich daher zu
erhalten strebt
1 1 2
. Welches Gut immer wir zuerst erwerben, stets wird bei
einer gewissen Menge Halt gemacht und zum Erwerb eines andern
übergegangen. Von einer andern Seite her gesehen besagt dies, daß die
zuletzt erworbenen Teilmengen aller Güter gleich große Bedeutung für
uns haben, oder daß die Grenznutzen aller Güter gleich groß sind. Dieses
„Gesetz des Grenznutzenniveaus“ erscheint nun als die exakte Grundlage
der Oekonomie
3
, denn mit dieser Erscheinung ist gegeben, daß die
(idealen) Gleichgewichtspunkte für den Erwerb der einzelnen Güter in
einem festen Verhältnis zueinander stehen (einen „Gürtel von
Gleichungen“ bilden); und so ist das Prinzip der Veränderungen, die sich
aus Variationen einzelner Güterquantitäten im System ergeben, klargelegt,
und diese Aenderun gen selbst erscheinen eindeutig bestimmt. Zugleich
ist mit diesem Grundgesetz des Zusammenhanges der ökonomischen
Quantitäten die Allverbundenheit aller Elemente des Systems gegeben.
Wenn Eines sich ändert, müssen sich alle ändern. Andrerseits werden aber
nicht alle Aenderungen von der exakten Oekonomie beschrieben,
„sondern nur eine Gruppe derselben, nämlich jene, welche durch die
Tauschrelation charakterisiert ist“.
Daraus folgt, daß der Kern der exakten Oekonomie die Theorie des
Gütertausches, die Preistheorie ist. Die Untersuchung des statischen
Gleichgewichtes ergibt nur die Theorie des Wertes und Prei
1
Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 127 f.
2
Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 118, 129, 198 und öfter.
3
Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 131 f. und 134.