Table of Contents Table of Contents
Previous Page  285 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 285 / 9133 Next Page
Page Background

284

Annahmen, die einen e x a k t e n Gleichgewichtszustand sichern, sind:

daß sich an den Mengen, Arten und Verwendungen der Güter gar nichts

ändere. Ein bloß e m p i r i s c h e r Gleichgewichtszustand ergibt sich bei

Betrachtung konkreter, kurzer aufeinanderfolgender Wirtschaftsperioden,

indem die überragend große Mehrheit der Güterarten immer wieder

auftaucht, und auch die Gütermengen in hohemMaße konstant sind

1

. Den

Begriff des Gleichgewichtszustandes selbst aber definiert Schumpeter —

in einem gewissen Widerspruch zu dem eben Gesagten — als den

P u n k t , an dem der Erwerb eines Gutes aufhört (um sich einem andern

zuzuwenden); oder den Zustand, in dem keine Veränderung der

Quantitäten mehr erfolgt, die Tauschakte aufhören, der sich daher zu

erhalten strebt

1 1 2

. Welches Gut immer wir zuerst erwerben, stets wird bei

einer gewissen Menge Halt gemacht und zum Erwerb eines andern

übergegangen. Von einer andern Seite her gesehen besagt dies, daß die

zuletzt erworbenen Teilmengen aller Güter gleich große Bedeutung für

uns haben, oder daß die Grenznutzen aller Güter gleich groß sind. Dieses

„Gesetz des Grenznutzenniveaus“ erscheint nun als die exakte Grundlage

der Oekonomie

3

, denn mit dieser Erscheinung ist gegeben, daß die

(idealen) Gleichgewichtspunkte für den Erwerb der einzelnen Güter in

einem festen Verhältnis zueinander stehen (einen „Gürtel von

Gleichungen“ bilden); und so ist das Prinzip der Veränderungen, die sich

aus Variationen einzelner Güterquantitäten im System ergeben, klargelegt,

und diese Aenderun gen selbst erscheinen eindeutig bestimmt. Zugleich

ist mit diesem Grundgesetz des Zusammenhanges der ökonomischen

Quantitäten die Allverbundenheit aller Elemente des Systems gegeben.

Wenn Eines sich ändert, müssen sich alle ändern. Andrerseits werden aber

nicht alle Aenderungen von der exakten Oekonomie beschrieben,

„sondern nur eine Gruppe derselben, nämlich jene, welche durch die

Tauschrelation charakterisiert ist“.

Daraus folgt, daß der Kern der exakten Oekonomie die Theorie des

Gütertausches, die Preistheorie ist. Die Untersuchung des statischen

Gleichgewichtes ergibt nur die Theorie des Wertes und Prei

1

Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 127 f.

2

Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 118, 129, 198 und öfter.

3

Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 131 f. und 134.