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ses, und die Theorie der statischen Einkommenszweige (Lohn und
Grundrente) als Anwendung der Preistheorie. Schumpeter behandelt auch
die Theorie des Geldes und zum Teil auch des Sparens in der Statik. Ebenso
die Variation ökonomischer Quantitäten mittels der Variationsmethode.
Hiermit ist der Umfang der exakten Theorie erschöpft.
Der vorgeführte Gedankengang wird in wesentlichem Maße durch
methodische Erwägungen mitbegründet. Es ist die von E r n s t M a c h ,
J o h n B e r n h a r d S t a l l o und anderen vertretene Doktrin, daß
Beschreibung und Erklärung identisch seien, daß die wissenschaftliche
Erklärung in der einfachsten und vollständigsten Beschreibung eines
Objektes beschlossen liege, welche Schumpeter leitet. Entsprechend wird
dann der Kausalitätsbegriff als rein mathematischer Funktionsbegriff
gefaßt. Von da aus erscheint es als eine einfache methodische Forderung,
die ökonomischen Objekte als ein System von Phänomenen zu fassen, das
mittels mathematischer Funktionalbeziehungen beschreibbar erscheint, so
daß die höchsten nationalökonomischen Begriffe mathematische Form
anzunehmen haben und als höchstes Ziel die Gewinnung mathematischer
Formeln sich darstellt. So ergibt sich auf einfacher methodischer Basis
Gegenstand, Aufgabe und Begriff der reinen Oekonomie in klar
vorgezeichneter Weise als: Beschreibung der Abhängigkeitsverhältnisse
(Funktionalbeziehungen im mathematischen Sinne) der ökonomischen
Elemente (Güterquantitäten). In Erläuterung und Verfolgung dieses
Standpunktes entwickelt Schumpeter konsequentermaßen: Ausschluß der
Psychologie, Motivationslehre und der Eigenschaften des wirtschaftlichen
Handelns überhaupt aus der reinen Oekonomie
1
; ferner verschwinden alle
weiteren methodologischen Schwierigkeiten, wie die Frage nach dem
Verhältnisse von Theorie und Deskription, historischer und abstrakter
Methode, Egoismus oder empirisches (auch altruistisches usw.) Verhalten
1
1 2
; desgleichen die Frage nach der Möglichkeit ökonomischer Gesetze,
sowohl exakter wie empirischer
3
(denn der Gesetzesbegriff erscheint
Schumpeter nun mit dem der mathematischen Formel
1
Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 29 ff. und 76 ff.
2
Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 37 ff. und 83 ff.
3
Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 43 ff.