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Gütern des physiologischen Lebensbedarfes. Mit all diesem Hand in
Hand geht dann der sittliche Utilitarismus; denn schon im Staate
ist Sittlichkeit = Nützlichkeit.
So der Individualismus.
3.
K e n n z e i c h n u n g d e r e m p i r i s t i s c h e n
G e s e l l s c h a f t s p h i l o s o p h i e
Empirismus, Materialismus und noch mehr seine Entsprechungen
in der Gesellschaftsauffassung und in den gesellschaftlichen Wissen-
schaften: Individualismus, materialistische Geschichtsauffassung, Ver-
äußerlichung des Staates und der anderen geistig-sittlichen Lebens-
gebilde, wie insbesondere der Kirche und der Familie, daraus fol-
gend: Gleichstellung des Staates und der Wirtschaft oder gar Voran-
stellung der Wirtschaft vor den Staat — sind schwere Verfallser-
scheinungen einer Kultur, untrügliche Zeichen geistiger, sittlicher
und politischer Schwächung.
Da in Deutschland schon seit dem Siege des „Jungen Deutsch-
land“ über Romantik und idealistische Philosophie die naturalisti-
schen Richtungen in der Gesellschaftsphilosophie, Soziologie und den
gesellschaftlichen Einzelwissenschaften aufkamen und im Ganzen
noch bis heute vorherrschen, mag man die furchtbare Gefahr für
den deutschen Geist und das deutsche politische Leben daraus erken-
nen.
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B. Die idealistische Gesellschaftsphilosophie und der Universalismus
1. G e s e 11 s c h a f t s p h i 1 o s o p h i s c h e G r u n d e i n s t e l -
l u n g u n d V e r f a h r e n l e h r e
Die Grundeinstellung der metaphysisch-idealistischen Lehrge-
bäude — den subjektiven Idealismus Fichtes in seiner ersten Zeit
kann man nur als Übergangsform rechnen — ist überall eine gegen-
teilige. Die Verhältnisse liegen hier allerdings nicht immer so klar
am Tage wie im Falle des Naturalismus und Empirismus. Man
nehme daher der Kürze halber die Lehrgebäude Platons und He-
gels als Beispiele. Dann zeigen sich im Vergleiche zum Empirismus
folgende Entsprechungen: