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Mythologie der Offenbarung nicht vollständig, sondern nur in Auswahl
wiedergegeben sind. — Sehr zu begrüßen sind das Sachregister, die
bibliographischen Nachweise, die Durchnumerierung der Seiten auch nach
der alten Originalausgabe, und die drei Porträts Schellings.
Von H e g e l s bereits 1908 begonnener Gesamtausgabe ist bisher bloß
Band II, enthaltend die Phänomenologie des Geistes erschienen. Da an den
Werken Hegels, der gerade sozialphilosophisch die größte Bedeutung unter
unseren Klassikern besitzt, noch wichtige Herausgeberarbeit zu verrichten
ist, wäre eine rasche Fortsetzung um so wünschenswerter.
J o h a n n P l e n g e s Werk „Marx und Hegel“ ist das Ergebnis ernsten
und liebevollen Studiums der hegelischen Philosophie. Plenge geht bei
seiner Darstellung des Verhältnisses von Marx zu Hegel zunächst aus von
der Betrachtung der Einzelheiten der Entwicklung dieses geistigen
Zusammenhanges, besonders an Hand der Verfolgung der
Jugendentwicklung von Marx, über welche interessante biographische
Daten gebracht werden. Vortrefflich formuliert Plenge die Bedeutung und
Eigenart des Problems dieses Zusammenhanges dahin, daß Marx und Hegel
einen der großen Kontraste der Geistesgeschichte bedeuten, der aber
gleichzeitig innigster Zusammenhang ist. „Von Hegel aus gesehen ist Marx
bei aller Einseitigkeit der bedeutendste Fortsetzer in der Richtung jener
großen Grundaufgabe, das Vernünftige zu verwirklichen und das
Wirkliche als vernünftig anzuerkennen [das heißt die Entwicklung des
Wirklichen als notwendigen, organischen Weltprozeß zu begreifen]. Von
Marx aus gesehen ist Hegel die geheime Grundvoraussetzung, ohne die
keine seiner geistigen Stellungen verstanden werden kann, sei es, daß sie
wesentlich negativ durch die abrupte Abwendung von Hegel bestimmt ist,
sei es, daß sie positiv im innersten Kern den hegelischen Gedanken
enthält.“
1
Und sehr richtig hebt Plenge dann gegenüber der heutigen
Unkenntnis hervor: Das Problem steht unter Einer Voraussetzung, man
muß wissen, wer Hegel gewesen ist. Daher unternimmt Plenge eine
eingehende Darstellung der Hegelschen Lehre und führt namentlich den
sozialphilosophischen Kern dieser grandiosen und noch zu großen Dingen
in der Geistesgeschichte berufenen Philosophie eindringlich, und in
lebendiger, sicherer Weise
1
Johann Plenge: Marx und Hegel, Tübingen 1911, S. 19.