Table of Contents Table of Contents
Previous Page  3554 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 3554 / 9133 Next Page
Page Background

120

Vergemeinschaftung im Geistigen hervorruft, sowie der nutzbrin-

genden, das eigene Vermögen des Handelns erhöhenden Wirkung,

welche sie in der Gemeinsamkeit des Handelns hervorruft. Organi-

sation ist ja nur Stärkung, Ausgestaltung, Sicherstellung jener Ge-

meinsamkeiten im Geistigen oder im Handelnden. Die H e r r -

s c h e r g e w a l t i n d e r O r g a n i s a t i o n — als Herrschaft

über die Bedingungen der Gemeinsamkeit! — e n t s p r i n g t

d a h e r d e r i n n e r e n F r u c h t b a r k e i t d i e s e r g e i -

s t i g e n u n d t ä t i g e n G e m e i n s a m k e i t s e l b s t , sie

entspringt dem Wesen dieser Gemeinsamkeit, sie entspringt nicht

dem Willen Einzelner. Hier ist ein Moment reiner „Gültigkeit“

gegeben, das von empirischer Macht, von psychologischem Willen

gänzlich unabhängig ist: gültig ist das, was dem zu vergemeinschaf-

tenden und zu organisierenden Handeln und Geistigen w e s e n s -

g e m ä ß ist!

Einsicht, Wille, Macht sind aber dennoch unentbehrlich, der Wille

Einzelner ist dennoch unentbehrlich? Gewiß! Aber nur soweit sich

diese zum T r ä g e r d e s G ü l t i g e n machen! Der W i l l e

E i n z e l n e r w i r k t o r g a n i s i e r e n d n u r , s o f e r n e r

s i c h

z u m

T r ä g e r

j e n e r

G e m e i n s a m k e i t e n

m a c h t , d i e o r g a n i s i e r t w e r d e n ! Sofern er dies nicht

tut, wirkt er vieleicht unterwerfend, ausbeutend, das heißt aber: ent-

organisierend, abbauend, zerstörend.

Nun läßt sich die auch für die Staatslehre wichtige Frage ent-

scheiden, aus welchen Mitgliedern (Elementen) einer Organisation

sich die tragende Herrschergewalt in ihr ableiten muß, wenn eine

Wesensbedingung der Organisation erfüllt sein soll. Zunächst: soll

sich die Herrschergewalt von allen organisierten Mitgliedern (Ele-

menten) in g l e i c h e r Weise ableiten? Offenbar nicht. Leitet

sich die Herrschergewalt von der inneren Fruchtbarkeit der Ge-

meinschaft ab, dann ist es am besten, die zur fruchtbarsten Ge-

staltung der Gemeinsamkeit fähigen Elemente in den Vordergrund

zu stellen, diese als die tragenden Gewalten fungieren zu lassen. Für

jede Organisation gilt daher als Grundgesetz: Die w e s e n s -

g e m ä ß B e s t e n s o l l e n h e r r s c h e n , n i c h t d i e

M e h r -

h e i t . Auf den Staat als oberste Organisation angewandt, heißt

dies: nicht der Wille des Volkes, die Volkssouveränität, ist seine

innerste und natürliche Herrschergewalt, sondern die „Souveränität"