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Vergemeinschaftung im Geistigen hervorruft, sowie der nutzbrin-
genden, das eigene Vermögen des Handelns erhöhenden Wirkung,
welche sie in der Gemeinsamkeit des Handelns hervorruft. Organi-
sation ist ja nur Stärkung, Ausgestaltung, Sicherstellung jener Ge-
meinsamkeiten im Geistigen oder im Handelnden. Die H e r r -
s c h e r g e w a l t i n d e r O r g a n i s a t i o n — als Herrschaft
über die Bedingungen der Gemeinsamkeit! — e n t s p r i n g t
d a h e r d e r i n n e r e n F r u c h t b a r k e i t d i e s e r g e i -
s t i g e n u n d t ä t i g e n G e m e i n s a m k e i t s e l b s t , sie
entspringt dem Wesen dieser Gemeinsamkeit, sie entspringt nicht
dem Willen Einzelner. Hier ist ein Moment reiner „Gültigkeit“
gegeben, das von empirischer Macht, von psychologischem Willen
gänzlich unabhängig ist: gültig ist das, was dem zu vergemeinschaf-
tenden und zu organisierenden Handeln und Geistigen w e s e n s -
g e m ä ß ist!
Einsicht, Wille, Macht sind aber dennoch unentbehrlich, der Wille
Einzelner ist dennoch unentbehrlich? Gewiß! Aber nur soweit sich
diese zum T r ä g e r d e s G ü l t i g e n machen! Der W i l l e
E i n z e l n e r w i r k t o r g a n i s i e r e n d n u r , s o f e r n e r
s i c h
z u m
T r ä g e r
j e n e r
G e m e i n s a m k e i t e n
m a c h t , d i e o r g a n i s i e r t w e r d e n ! Sofern er dies nicht
tut, wirkt er vieleicht unterwerfend, ausbeutend, das heißt aber: ent-
organisierend, abbauend, zerstörend.
Nun läßt sich die auch für die Staatslehre wichtige Frage ent-
scheiden, aus welchen Mitgliedern (Elementen) einer Organisation
sich die tragende Herrschergewalt in ihr ableiten muß, wenn eine
Wesensbedingung der Organisation erfüllt sein soll. Zunächst: soll
sich die Herrschergewalt von allen organisierten Mitgliedern (Ele-
menten) in g l e i c h e r Weise ableiten? Offenbar nicht. Leitet
sich die Herrschergewalt von der inneren Fruchtbarkeit der Ge-
meinschaft ab, dann ist es am besten, die zur fruchtbarsten Ge-
staltung der Gemeinsamkeit fähigen Elemente in den Vordergrund
zu stellen, diese als die tragenden Gewalten fungieren zu lassen. Für
jede Organisation gilt daher als Grundgesetz: Die w e s e n s -
g e m ä ß B e s t e n s o l l e n h e r r s c h e n , n i c h t d i e
M e h r -
h e i t . Auf den Staat als oberste Organisation angewandt, heißt
dies: nicht der Wille des Volkes, die Volkssouveränität, ist seine
innerste und natürliche Herrschergewalt, sondern die „Souveränität"