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oder nicht zu wecken vermochten. Sie waren erfolgreich, wenn sie jene Vor-
gänge vorfanden oder innerlich zu stärken vermochten; dieses letztere heißt aber:
in die geistigen Vergemeinschaftungsprozesse selbst als mächtige Potenzen ein-
griffen.
Um aber die wichtigste Folgerung daraus zu ziehen: das Verhältnis von Staat
und Inhalt des Staatslebens, anders gesprochen von S t a a t s f o r m u n d K u l -
t u r , ist der Tendenz, der inneren Bau- und Gestaltungskraft nach als Einheit
und Entsprechung zu beurteilen. Daß ein Volk despotische, monarchische, re-
publikanische Staatsform auf die Dauer wider die Natur seines inneren Lebens
habe, widerspräche dem Grundsatz der Einheit von Vergemeinschaftung und
ihrer organisatorischen Sicherstellung ebenso jeder tieferen geschichtlichen Er-
fahrung. Wenn man z. B. sagt: „die Anarchie ist es, die den Zäsarismus her-
vorruft", so bedeutet dies, daß der innere, geistig-sittliche Zustand des Lebens
danach drängt, Anarchie zu ü b e r w i n d e n , daß die Ideenrichtung einer Zeit
eine bestimmte Organisationsweise sich schafft.
Von diesem Grundsatz, der allerdings nicht blind, sondern nur mit ana-
lytischer Behutsamkeit durchgeführt werden kann, haben Geschichte und Ge-
sellschaftswissenschaft noch viel zu lernen.
VI. Die ideelle Einheit aller Organisationen der Gesellschaft
Geht man davon aus, daß die Wertungen aller Ziele und die
Grundsätze alles Handelns eine ideelle Einheit bilden, so müssen
ebenso alle organisatorischen Vorkehrungen für das gesamte gemein-
same Handeln und für die gesamte geistige Gemeinschaftsbildung
von dem Streben nach innerer Einheit getragen sein. Dem muß
folgerichtig eine ideelle Einheit der gesamten Satzungen (Vorschrif-
ten) aller Organisationen in der Gesellschaft entsprechen. Anders
ausgedrückt heißt dies: sofern das Leben und Handeln der Men-
schen Einheit hat, bilden alle Organisationen von der geselligen Zu-
sammenkunft und dem Verein angefangen bis hinauf zu Kirche
und Staat eine ideelle, innere Einheit. Umgekehrt ist dann die
oberste und allgemeinste Anstalt, der S t a a t , als potentielle Ein-
heit aller Sonderanstalten betrachtbar. Er hat mittelbar immer an
ihnen teil: sie sind von ihm nur ideell delegiert. Dieser Einheit der
Anstalten (Organisationen) entspricht auch eine Einheit der Satzun-
gen. Alle Vorschriften von der persönlichen Moral, von Brauch und
Sitte, von der freien Verabredung angefangen bis zum R e c h t
hinauf bilden eine innere ideelle Einheit. Dies kommt auch darin
zum Ausdruck, daß der Staat im Rechte alle einzelnen Verabre-
dungen gewährleistet. Ein unmoralisches Recht gibt es nur so weit,
als es auch eine unmoralische Moral, eine lückenhafte Sittlichkeit