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In demselben Maße, als die Organisation den oben berührten

ständischen Charakter erlangt, das heißt aber: als sie organische

Verrichtungen im Ganzen der Gesellschaft übernimmt, muß sie ihrer

Natur nach trachten, einen Kreis Gleichartiger lückenlos zu erfassen,

ihn „auszuschöpfen“, und es hat daher die Organisation das innere

Streben zum O r g a n i s a t i o n s z w a n g , Zum Organisations-

zwang muß auch aus dem Grunde alles hindrängen, weil die Außen-

seiter einerseits das Organisationswerk jederzeit stören und be-

drohen, andererseits ohne Opfer ihrerseits an den Vorteilen der

Organisation teilnehmen. Dies gilt namentlich, aber durchaus nicht

ausschließlich, von den wirtschaftlichen Organisationen (für diese

allein liegt in Kestners unten angeführtem Buche eine ausführliche

Untersuchung vor). Bei den Kartellen sehen wir überall den zähen

und elementaren Kampf gegen die Außenseiter, bei den Gewerk-

schaften den Kampf gegen die Nichtorganisierten und die Streik-

brecher. In der Kirche zeigt die Geschichte den Drang zur Univer-

sal- oder Staatskirche; und ähnlich erblickt man überall den Drang

aller ausgewachsenen Organisationen nach dem öffentlich-rechtlichen

Charakter. Denn überall, wo Organisationszwang herrscht, erlangt

ja dadurch von selbst die Organisation bereits eine gewisse öffent-

lich-rechtliche Stellung und Natur.

Bei den wirtschaftlichen Organisationen im besonderen zeigt sich

daher überall die Entwicklung zum Korporativen und Ständischen,

zur Zunft. Sowohl Kartell wie Gewerkschaft gingen ursprünglich

von dem l i b e r a l e n Gedanken des bloßen Preisegoismus aus. Die

Einschränkung des Wettbewerbs untereinander sollte das Mittel

dazu sein. Der innere Organisationszwang führt sie immer mehr

und mehr dazu, sich als o r g a n i s c h e s Glied der Volkswirtschaft

zu erkennen und dadurch nicht nur als „horizontale“ Gliederung

aufzutreten, sondern auch als „vertikale“, das heißt den Anschluß

zu den Vor- und Nachbewirtschaftern zu suchen. Auf diesem Wege

schreitet die E n t w i c k l u n g z u r Z u n f t u n d z u m

S t a n d e heute schon mächtig vorwärts.