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ist demnach so wenig wertlos, daß sie vielmehr im Gegenteil not-

wendig die gesamte Theorie beherrscht, daß sie notwendig jeder

einzelnen Begriffs- und Theorienbildung in den gesamten Gesell-

schaftswissenschaften, insbesondere auch in der Volkswirtschafts-

lehre, vorsteht! Hierfür nur einige Beispiele. Die Schutzzoll- und

Freihandelslehre sind rein analytische Einzeltheorien (Theorien,

keine „Politik“, die sich ja erst aus der Anwendung der Theorie

unter Voraussetzung bestimmter p o l i t i s c h geltender Ziele er-

gibt). Ist es ein Zufall, daß die eine universalistisch, die andere indi-

vidualistisch ist? Gewiß nicht! Die verschiedene Theorie über die

Bedeutung von Zöllen oder Zollfreiheit ergibt sich bei jedem For-

scher, es sei Smith oder List, Ricardo oder Adam Müller, nicht allein

aus der unmittelbaren „Tatsachenbetrachtung“, sondern auch aus

den höheren Systembegriffen, mit denen die unmittelbare Tat-

sachenforschung arbeitet, aus der D e u t u n g , a u s d e r A u f -

f a s s u n g dieser „Tatsachen“, die ja nicht wie Kieselsteine zu grei-

fen sind, sondern geistig erfaßt, in Zusammenhängen gedeutet (in

sinnvollen, geistigen Zusammenhängen gedeutet) werden müssen.

Die Freihandelslehre wäre nicht möglich, ohne den tragenden

Systembegriff des freien Wettbewerbes, der ein individualistischer

Grundbegriff ist; die Schutzzollehre ist nicht möglich ohne den Be-

griff der „produktiven Kräfte“ (Adam Müller, Friedrich List), der

ein hinter die atomistische Betrachtung der Einzelpreise und Einzel-

wirtschaftshandlungen zurückgehender, ein auf die Ganzheit der

Volkswirtschaft gehender, also ein organischer Begriff ist.

Wie Schutzzoll und Freihandel, so stehen einander auch der char-

talistische und metallistische Geldbegriff, die Handelsbilanzlehre und

ihre Ablehnung, die Eingliederung (in das objektiv Gegebene) und

der (subjektive) Eigennutz, der Steuer- und der Gebührenbegriff,

die Sozialpolitik und die Selbsthilfe, die Banktheorie und die Cur-

rencytheorie, der Leistungs- und der Tausch-(oder Wert-)begriff als

organisch und atomistisch, als universalistisch und individualistisch

gegenüber

1

.

1

Weitere Nachweise dafür siehe in meinen Büchern: Die Haupttheorien der

Volkswirtschaftslehre auf lehrgeschichtlicher Grundlage, 16. Aufl., Leipzig 1926

(jetzt: 28. Aufl., Graz 1969 = Gesamtausgabe Othmar Spann, Bd 2); Fundament

der Volkswirtschaftslehre, 3. Aufl., Jena 1923, S. 188 ff. und 325 ff. (jetzt: 5. Aufl.,

Graz 1967, S. 224 ff. und 367 ff. = Gesamtausgabe Othmar Spann, Bd 3).