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s a m m e n t r e f f e n d e r e i n z e l n e n W i r t s c h a f t e r a u f
d e m M a r k t e u n d d i e a u t o m a t i s c h e E n t s t e h u n g
d e r k o l l e k t i v e n W i r t s c h a f t s e r s c h e i n u n g e n . In-
dem nämlich jeder einzelne Mensch seinen eigenen Vorteil verfolgt
und diese Handlungen ungehindert Zusammentreffen — der „ordre
naturel“, der natürliche, ungehemmte, reine, freie Verkehrsvorgang
— ergeben sich die wirtschaftlichen Erscheinungen der Gesellschaft.
Diese können einerseits nur in Tausch- und Preisbildung bestehen,
wie wir später genauer sehen werden (aber hier noch nicht weiter
verfolgen wollen); andererseits entstehen sie, ohne daß die einzel-
nen Menschen als solche sie beabsichtigt hätten. Das Geld z. B. ist
nach Adam Smith nicht dadurch entstanden, daß es jemand absicht-
lich erfand und einrichtete: sondern ganz „automatisch“, indem im
Naturaltausch die absatzfähigste Ware (etwa Vieh oder Gold) stets
auch dann angenommen wurde, wenn man sie nicht selbst brauchte.
Die tauschfähigste Ware wurde dann allgemeinstes Tauschmittel,
das heißt Geld. Sämtliche allgemeinen Wirtschaftserscheinungen ent-
stehen auf diese Weise aus dem individuellen Eigennutze „auto-
matisch“ das heißt aber weiter: mit m e c h a n i s c h e r N o t -
w e n d i g k e i t . Bei diesem Punkte müssen wir näher verweilen,
da er methodologisch entscheidend ist.
Wenn alle Wirtschaft aus dem Tun des Einzelnen entspringt, dann
gleicht dieses Tun der Bewegung des Atoms in der Natur (so wie
es die mechanistische Naturwissenschaft denkt). Sowohl die Bewe-
gung des einzelnen Menschen, wie jene des Atoms sind aber ein-
deutig bestimmt. Gleichwie die Billardkugeln bei ihrem Auf-
einanderprallen eine streng berechenbare Resultante ergeben (weil
die Bewegung der einzelnen Kugeln eindeutig bestimmt ist); so ist
auch in der Wirtschaft, beim Zusammentreffen der Wirtschafter,
z. B. im Tausche, das Ergebnis streng deduzierbar, sofern jeder
Wirtschafter durch den Eigennutz eindeutig bestimmt ist. In beiden
Fällen handelt es sich um die Erkenntnis kausalmechanischer Vor-
gänge, in beiden Fällen um eine Wissenschaft von gleicher Struktur!
Man muß sich vor Augen halten, daß d i e s e B e t r a c h -
t u n g s w e i s e d e m E r k e n n t n i s i d e a 1 e
d e r
A u f k l ä -
r u n g e i n z i g u n d a l l e i n e n t s p r i c h t . Der klarste Aus-
druck des Erkenntnisideales der Aufklärung ist die sogenannte La-
placesche Weltformel. Das Newtonsche Gesetz, das die Bahnen der