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falsch bestimmt, ähnlich wie es im wirklichen Schließen richtige und

falsche Schlüsse gibt.

Die individualistische Lehre ist außerdem abstrakt-isolierend, das

heißt sie untersucht die Wirtschaft, sowohl beim Einzelnen für sich

wie bei allen Einzelnen summiert, als ob sie für sich allein verwirk-

licht würde. Gerade diesem letzteren Grundirrtume kann die uni-

versalistische Lehre niemals verfallen. In der W i r t s c h a f t

a l s i m S y s t e m d e r M i t t e l s p i e g e l n s i c h d i e Z i e l e

a b ; das heißt aber nichts weniger als: die ganze Kultur, die ganze

Gesellschaft!

Die universalistische Theorie ist hier wie überall grundsätzlich

wirklichkeitsnahe; sie muß grundsätzlich vom Ganzen ausgehen

und muß daher die Konkretisierung des Ganzen beobachten. Die

Konkretisierung ist aber unmöglich abstrakte, allgemeine, sondern

notwendig ganz bestimmte und zwar g e s c h i c h t l i c h e Wirk-

lichkeit. Auf diese Weise ist die u n i v e r s a l i s t i s c h e

L e h r e s o w o h l T h e o r i e w i e G e s c h i c h t e , sie er-

reicht die Einheit von Theorie und Geschichte. Innerhalb dieser

Einheit gebührt aber der Vorrang der Theorie, was aber an dieser

Stelle nicht begründet werden kann

1

.

Auf dem Grunde aller dieser Lehrbegriffe wird die Volkswirt-

schaftslehre wieder zur echten Geisteswissenschaft. Indem das We-

sen der Wirtschaft die Zweckbezogenheit, die Zielgültigkeit, die

gliedhafte Teilnahme am Kulturleben (als System der Mittel) ist,

wird die Wirtschaft an das höhere Geistige der Kultur angeknüpft.

Die Wirtschaft spiegelt den ganzen Reichtum der Kultur wider. Sie

ist eine Abspiegelung der Gesellschaft. Wohl hat die Wirtschaft ihr

Eigenleben, aber nur ein abgeleitetes. Und wie der Spiegel trotz

eigener Gesetze den Einäugigen niemals zweiäugig zeigen kann, so

kann auch die Wirtschaft in Zeiten des Kulturverfalles nichts Ge-

sundes zeigen und zeitigen. Die ametaphysische und individuali-

stische Gesellschaft zeigt in der Wirtschaft Kapitalismus und Prole-

tariat. Jede Epoche hat die Wirtschaft, die sie verdient. Gerade

daran zeigt sich das Geistverwurzelte der Wirtschaft. Meister Ecke-

hart sagt einmal: Im Gottesreich antwortet dem Menschen alles auf

1

Vgl. meinen Aufsatz: Die Einheit von Theorie und Geschichte, in: Aus

Politik und Geschichte, Gedächtnisschrift für Georg von Below, Berlin 1928.