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lichen. Der Tausch bedeutet dann die Überführung der Güter auf
eine höhere Stufe der Leistungen (aus der Pferdeerzeugung in die
Pferdeverwendung) oder die Überführung in Ganzheiten anderer
Gliedstellung (aus der einen Volkswirtschaft in die andere); und
das alles geschieht besonders nur durch tätiges Kapital höherer Ord-
nung (Marktordnung, Handelsvertrag).
Wie es nirgends bloß „subjektive“ Vorgänge sind, die uns die
wirkliche, lebendige Wirtschaft zeigt, so sind es auch, das sei immer
wieder gesagt, nirgends m e c h a n i s c h e Vorgänge; denn die Aus-
gliederung und Umgliederung der Ganzheiten ist überall sinnvoll.
Die Erkenntnis richtet sich nicht nur gegen den Liberalismus, son-
dern auch gegen den Marxismus.
Von hier aus gelangen wir endlich zum Begriffe der r i c h t i g e n
W i r t s c h a f t . Der Begriff „richtige Wirtschaft“ schließt nichts
Metaphysisches, ja nicht einmal eine außerwirtschaftliche Wertung
in sich. Denn „Wirtschaft“ kann nie selbst eine Wertung der Ziele
bedeuten, sie ist als Inbegriff von Mitteln ihrem Wesen nach die-
nend. Die Wertung und Geltung der Ziele steht schon vor der
Wirtschaft. Wirtschaft setzt überall schon die Wertung, die Gültig-
keit, das ganze Kultursystem voraus. Ein Quaderstein für eine
Kirche ist erst dann ein wirtschaftliches Mittel, wenn das Ziel des
religiösen Lebens und des Kirchenbaues gilt, eine Speise ist erst
dann Mittel, wenn das Ziel ihres Genusses gilt, wenn sie z. B. nicht
als giftig gilt (Beispiel: Alkoholfrage), oder wenn die Lebenserhal-
tung als Ziel gilt (Gegenteil: Selbstmord). Über diese Ziele entschei-
det der Theologe, der Mediziner, der Sittenlehrer. Aber w e n n
die Ziele gegeben sind; dann ist der jeweils ausgegliederte Glieder-
bau der Mittel (unter jeweils gegebenen Umständen) e n t w e d e r
r i c h t i g o d e r u n r i c h t i g . Ohne Metaphysik kann der
Mensch nicht leben und wäre er der niedrigste Atheist. Aber die
Metaphysik — der wir an i h r e m O r t e uns keineswegs entzie-
hen wollen — steht wesensgemäß vor der Wirtschaft; in der
Wirtschaft selbst ist sie nicht mehr zu finden. In der Wirtschaft
sind nur Mittel zu finden, keine Ziele. Sind aber die Ziele und ihre
Gültigkeit einmal gegeben: dann ist das Urteil „richtig" oder „un-
richtig“ für den Aufbau der Mittel unerläßlich! Wenn man z. B.
den Betrieb einer bestimmten Brauerei als „Mißwirtschaft“ bezeich-
net, so hat man damit kein Urteil gefällt, das von der Anerkennung