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höht: d e n n d i e z e h n A r b e i t s s t u n d e n s i n d n i c h t
d e r A r b e i t s e r t r a g d e s E i s e n d r e h e r s , er kann da-
her diesen Arbeitsertrag auch nicht beanspruchen. Der Eisendreher
a k t u i e r t nur dabei unendlich viele Leistungen, die sich in ihm
auswirken; genauer gesagt: er aktuiert die Ganzheiten, deren Glied
er ist. In seinen zehn Arbeitsstunden sind nämlich in bestimmter
Weise zugleich enthalten: die Arbeit des Heizers an der Dampf-
maschine; jene des Werkstättenleiters, des Betriebsleiters und Or-
ganisators der Fabrik; des Ingenieurs und Konstrukteurs, nach des-
sen Vorlage oder Erfindung der Eisendreher arbeitet; weiterhin
aber auch des kommerziellen Direktors und seiner Reisenden,
welche den Auftrag für die Walze durch ihre Arbeit erlangten,
ähnlich des Buchhalters, dessen Aufzeichnungen die Kalkulation er-
möglichen; noch weiterhin aber auch der Staatsmänner und Politi-
ker, welche das Handelsrecht, Kreditrecht, Vertragsrecht, Arbeits-
recht machten und in Wirksamkeit erhalten, ferner unter Umstän-
den insbesondere des Handelsministers und seiner Beamten, die
den Handelsvertrag zustande brachten, durch den der Abschluß des
Geschäftes und die Lieferung ins Ausland ermöglicht wurde —
usw. usw.! In jeder Einzelleistung blitzt die Gesamtleistung auf,
jede Einzelleistung hat die ganze Volks- und Weltwirtschaft hinter
sich. Denkt man diesen Gedankengang zu Ende, verfolgt man die
Gliedhaftigkeit der Handlung des Eisendrehers immer weiter, so
kommt man zuletzt bei der Volks- und Weltwirtschaft an; ebenso
aber auch bei der Arbeit des Erfinders, der Wirtschaft der Vorzeit,
die wir aber übergehen
1
. — Nicht der Arbeitsertrag des einzelnen
Eisendrehers ist es daher, von dem man bei der Verteilung und
beim Einkommen ausgehen kann, ebensowenig jedoch auch von
jenem des einzelnen Unternehmers, Käufers und Verkäufers, Er-
finders, Handelsministers usw. Man kann in der Ertragslehre nie
vom Einzelnen, man muß stets vom Ganzen ausgehen. D e n n
n u r w i r t s c h a f t l i c h e G a n z h e i t e n h a b e n E r -
t r ä g e . Und zwar muß man von den höchsten Ganzheiten begin-
nen. Der Ertrag der Weltwirtschaft ist es, aus dem die Volkswirt-
schaft einen Anteil erhält; und durch diesen Anteil kann die
Volkswirtschaft jene Gestalt annehmen, die sie wirklich hat, jene
1
A d a m M ü l l e r nannte dies das „Problem der Dauer“.