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konkretisiert werden sollte, indem es nämlich den besonderen

Marktpreis in seinen Abweichungen von jenem reinen, „natür-

lichen“ Arbeitspreise verständlich zu machen hatte. Und da nach

dieser Auffassung die Wirtschaft wesentlich nur aus Wert- und

Preisbildungen bestand, galt es nur, dieses Preisbildungsgesetz auf

sämtliche Tauschhandlungen, welche die Erzeugung und die Ver-

teilung (Einkommensbildung) bestimmten, anzuwenden. Der Kauf

von Erzeugungselementen durch den Kapitalisten: Rohstoffen, Ma-

schinen, Arbeitskraft, sowie der Verkauf der Erzeugnisse begrün-

deten die „Produktion“; der Kauf und Verkauf der letzten „Pro-

duktionsfaktoren“ Arbeit, Kapital, Boden begründete die Einkom-

mensbildung oder „Verteilung“, nämlich als Arbeitslohn, Kapital-

profit (Zins und Unternehmergewinn), Bodenrente.

Das war der Hauptinhalt der altklassischen Volkswirtschaftslehre

und ist es bis heute auch bei allen individualistischen Schulen ge-

blieben.

Das Gesetz der allgemeinen Preisbildung war das Grundgesetz

der gesamten Wirtschaft, das Gesetz der Sonderpreisbildung jenes

der Sondergestaltung aller Wirtschaftserscheinungen. Die allgemei-

nen und besonderen Preisgesetze waren ihrer Natur nach rechne-

rische, größenhaft bestimmte, also Gesetze, die jenen der exakten

Naturwissenschaften gleich waren, Gesetze, die darum auch grund-

sätzlich nicht durchbrochen werden können.

Daher denn auch bei den Klassikern die Forderung nach dem

Gewährenlassen der Eigennutze, das vielberufene „Laissez faire,

laissez passer“, aus den tiefsten Gründen der Wirtschaftszergliede-

rung heraus sich ergab. Mochte auch der persönlichste Antrieb, der

letzte geschichtliche Grund ein politischer gewesen sein, in der theo-

retischen Volkswirtschaftslehre war er aus der begrifflichen Er-

kenntnis und Zergliederung der Wirtschaft heraus allein, vollgültig

und unumgänglich begründet. Das beweist am klarsten die V e r -

n e i n u n g d e r M ö g l i c h k e i t j e d e r S o z i a l p o l i t i k ,

welche die alten Klassiker offen aussprachen und welche ihre Nach-

fahren unausgesprochen aufrecht erhalten mußten und noch müs-

sen, ob sie es nun wahr haben wollen, oder nicht. Thomas Malthus

sagte: die Armen mit Geld zu unterstützen, ist unmöglich. Die Ar-

men sind jene Menschen, für die „auf dem Tische der Natur kein

Gedeck aufgelegt ist“. „Die Natur befiehlt und sie säumt nicht,