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ihren Befehl auszuführen.“

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Würde man nämlich, sagt Malthus,

diese Armen mit Geld unterstützen, so würden sie auf dem Lebens-

mittelmarkte erscheinen, nach dem Gesetze von Angebot und Nach-

frage aber die Preise steigern; indem sie aber die Preise steigern,

werden eben soviele Wirtschafter, die bei den früheren Preisen eben

noch ihr Dasein fristen konnten, in die Armut hinabgestürzt. So-

viele man der Armut entreißt, eben soviele stürzt man in sie hinab!

— Das ist das Ergebnis von Eingriffen in die Wirtschaftsgesetze!

Man begreift es, wenn noch ein heutiger englischer Schriftsteller

sagt: Das Gesetz von Angebot und Nachfrage angreifen, heißt „den

Mond anbellen“, ohne daß er damit in der englisch-amerikanischen

Wissenschaft im geringsten auffiele. — Die deutschen Neuricardaner

von heute denken ebenso, oder müßten zumindest folgerichtig so

denken, trauen sich aber mit der Sprache nicht heraus.

Jedermann erinnert sich da an die Einwände, welche gegen die

Möglichkeit der Lohnerhöhungen durch das Eingreifen der Gewerk-

schaften in den letzten Jahrzehnten von der liberalen Wissenschaft

und Praxis immer wieder geltend gemacht wurden: die durch ge-

werkschaftliche und sozialpolitische Eingriffe erzwungenen Lohn-

erhöhungen steigern die Preise; die Arbeiter müssen schließlich,

wenn überall solche Lohnerhöhungen erzwungen wurden, a l l e

ihre Bedarfsgüter zu höheren Preisen kaufen; die Lohnerhöhungen

wie alle Sozialpolitik lösen mithin einen „fehlerhaften Kreislauf“

aus.

Den gleichen verfahrenkundlichen Sinn hat die Aufstellung der

Freihandelslehre und die Ablehnung des Schutzzolls durch die

altklassischen wie die neuliberalen Theoretiker: derjenige Zustand,

der sich durch das ungehinderte, freie Walten der Naturgesetze der

Wirtschaft ergibt, der Freihandel, sollte überall verteidigt, die Hem-

mung der Naturgesetze der Wirtschaft, als ihr Abbruch tuend,

überall zurückgewiesen werden.

Diese Denkweise läßt bereits erkennen, wie die altklassische

Schule über den Druck der Wirtschaft und die Möglichkeit seiner

Beseitigung, über Fluch und Segen der Wirtschaft denken mußte.

1

Die Nachweise siehe in meinem Buch: Die Haupttheorien der Volkswirt-

schaftslehre auf lehrgeschichtlicher Grundlage, 20. Aufl., Leipzig 1930, S. 65 ff.

(jetzt: 28. Aufl., Graz 1969, S. 81 ff., bes. S. 83 = Gesamtausgabe Othmar

Spann, Bd 2).