Table of Contents Table of Contents
Previous Page  3807 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 3807 / 9133 Next Page
Page Background

374

Die zweite würde leiblich und geistig eine mehr ätherische Kon-

stitution aufweisen; der verhältnismäßig v e r g e i s t i g t e T y -

p u s .

Die dritte wäre leiblich besonders auf die äußere Bewegung ein-

gestellt, also leiblich ein d y n a m i s c h e r T y p u s .

Für die vierte Grundeinstellung, die äußere Berührung, ließe sich

schwerlich ein eigener Typus behaupten, da die Berührung mit der

Luft und den stofflichen Gegenständen von selbst gegeben ist und

nicht eigens herbeigeführt werden muß. (Das besondere Tastgefühl

des Bildhauers z. B. gehört den Sinnesorganen an, nicht der Haut

als einem Kommunikationssystem.) Daher wäre die Berührung in

allen Typen, besonders aber im dynamischen Typus eingeschlossen.

Dagegen wäre:

5.

der Mensch gesteigerter Sinnesempfindung wieder ein eigener

Typus, zwar nicht des Leistungssystems der Leibesorgane, wohl aber

des geistig-sinnlichen Habitus des Menschen, welcher auf Gesund-

heit und Krankheit einen mittelbaren Einfluß unleugbar hat. Es

handelt sich hier um den T e i l n a h m e w i l l e n a n d e r I n -

n e r l i c h k e i t d e r s t o f f l i c h e n N a t u r , nicht eigentlich

um die „Schärfe“ der Sinnesorgane. Auch der Augenmensch, Ohren-

mensch, Tastmensch (wie z. B. der Bildhauer) stellen besondere

Typen dar, die für die leibliche Konstitution mittelbar von Be-

deutung sind.

Die Bedeutung der Sinnesorgane nicht nur für die Gestalt (die

oben angedeutet wurde), sondern auch für das gesamte Leistungs-

system unseres Organismus wird von der heutigen Physiologie trotz

Anerkennung einer „stimulierenden Wirkung“

1

meines Erachtens

unterschätzt.

Ich selbst weiß von einer einfachen, gelinden Augenoperation her,

wie zerschlagen, erschöpft sich der Organismus (dem im übrigen gar

nichts fehlt) fühlt, wenn ein edles Organ, das Auge, hart mitgenom-

men wird. Es ist auch eine Beobachtung, die jeder machen kann, daß

Blinde und Taube stets den Anblick eines gewissen V e r f a l l e s

ihres Organismus bieten. Das beweist, daß von den Sinnesempfin-

dungen her durch die Sinnesorgane unaufhörlich Lebensimpulse zu-

1

Wolfgang von Buddenbrock: Vergleichende Sinnesphysiologie, in: Hand-

wörterbuch der Naturwissenschaften, 2. Aufl., Bd 9, Jena 1934, S. 83 f.