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Das Abstrakt-Allgemeine dagegen ist durch den Teilinhalt ge-
geben. Wir nennen ihn abstrakt, weil er auf allen Stufen wieder-
kehrt, zum Beispiel „Stoffwechsel“ auf allen Stufen der Lebewelt.
Hier ist keine Polarität von Allgemeinheit und Konkretheit. Der
Begriff „Stoffwechsel“ ist bei „Raubtier“, „Säugetier“, „Tier“ oder
„Pflanze“ stets gleich zu bestimmen.
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C. V e r f a h r e n l e h r e
Daß die herkömmliche Logik fälschlich nur Ein Allgemeines
kennt, nur Einen Allgemeinbegriff von gleichem Gefüge, hatte
namentlich für die V e r f a h r e n l e h r e große Bedeutung. Den
echten Allgemeinbegriff würde darnach nur die Physik kennen (die
Gesetze, zum Beispiel der Schwerkraft, des Lichtes, der Wärme
überhaupt, nicht aber einer individuellen Wärme und so fort),
während die Geschichte, aber auch schon die Botanik und Astro-
nomie, Konkreta, einmalige Individualitäten behandeln, also i n -
s o f e r n keine echten Wissenschaften wären. Der Begriff des Kon-
kret-Allgemeinen, so behaupten wir dagegen, lehrt erst alle ge-
schichtlichen Wissenschaften ganz verstehen
1
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D. U r t e i l s l e h r e
Auch für die U r t e i l s l e h r e und Schlußlehre hat die Unter-
scheidung von Stufe und Teilinhalt Folgen. Das Urteil zeigt sich
nunmehr nicht als eine „Beziehung“, „Begegnung“, „Verknüpfung
von Subjekt und Prädikat“, wie die herkömmliche Logik will, son-
dern als die G l i e d e r u n g der Begriffselemente.
Diese Gliederung geschieht im Denken. Denken aber ist zuletzt
(wie Fichte zeigte): ein V e r g e g e n s t ä n d l i c h e n des in der
Eingebung (Intuition) Erfaßten. Wenn das intuitiv Erfaßte nicht
wie in der Kunst zur G e s t a l t wird (zum Beispiel der Maler
malt einen Baum), sondern zum G e g e n s t a n d e (der Denker
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Vgl. mein Buch: Kämpfende Wissenschaft, Jena 1934, S. 143 ff., 159 ff.
und öfter.