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den geistigen Wechselwirkungen oder Gemeinschaften der Menschen.
W i s s e n s c h a f t , P h i l o s o p h i e , R e l i g i o n , M o r a l ,
K u n s t — d a s s i n d a l s o d i e g r u n d l e g e n d e n
G e b i l d e a l l e r K u l t u r , die Teilgebiete des gesamten
menschlichen Kulturlebens und die ihm zugrundeliegenden geistigen
Wechselwirkungsprozesse
oder
Gemeinschaften:
die
K u l t u r g e m e i n s c h a f t e n . Betrachtet man ihr Verhältnis zur
Nation, so findet man: daß sie überall spezifische Bestandteile einer
„nationalen Kultur“, einer nationalen Gemeinschaft bilden. So stellt das
Vorherrschen und eine bestimmte mystische Grundrichtung der
Philosophie den grundlegenden Bestandteil des nationalen Wesens der
Inder dar; eine bestimmte Eigenart und Vorherrschaft der Kunst, die auf
das Plastisch-Wirkliche geht, einen Grundzug griechischenWesens; streng
beherrschende Stellung der Moral den Grundzug der iranischen; ethisch-
rationalistisches Wesen, das sich in der Ausbildung des Rechtes und der
Schaffung eines Weltstaates zeigt, den Grundzug der römischen Kultur.
Den K e r n u n d d a s e i g e n t l i c h e W e s e n d e r
n a t i o n a l e n G e m e i n s c h a f t b i l d e n d a h e r d i e
K u l t u r g e m e i n s c h a f t e n .
Welche Rolle können nun neben den Kulturgemeinschaften noch die
anderen Gemeinschaften der Menschen spielen? Wirtschaftlichen,
politischen, technischen usw. Erscheinungen gegenüber bilden sich Denk-
und Gefühlsinhalte, die vergemeinschaftet werden: Stände, Schichten,
Parteien, Landsmannschaften, Schulen und Gruppen der mannigfachsten
Art. Allerdings gehen die Inhalte dieser abgeleiteten, hochkomplexen
Gemeinschaften nun großenteils wieder auf Elemente der Wissenschaft,
Kunst, Moral zurück, da Erkenntnis, Weltanschauung, Schönheit, Pflicht
stets zu ihren Elementen gehören, wie sie ja auch notwendig Bestandteile
des alltäglichen Lebens sind. Dennoch leiten sich wesentliche Teile ihres
Inhaltes von Mitteln und Folgen der Kulturgemeinschaften und überhaupt
von dem Äußerlichen, Technischen des gemeinsamen Zusammenlebens
der Menschen ab. Insoweit sind sie daher abgeleitete, nicht ursprüngliche
Gemeinschaften.
D i e s e n
a b g e l e i t e t e n
g e i s t i g e n
I n h a l t e n u n d G e m e i n s c h a f t e n k a n n o f f e n b a r
n u r
e i n e
ä u ß e r l i c h e ,
p e r i p h e r e
R o l l e
z u k o m m e n . Mögen Sie auf die Kulturgemeinschaften zurückwirken,
sie