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[XVII/XVIII]

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Unsere Behauptung, daß alle Mannigfaltigkeiten der philosophi-

schen Lehrgebäude sich auf zwei Grundunterschiede zurückführen

lassen, muß auf starken Widerspruch gefaßt sein. „Ist der Gegensatz

der Philosophien wirklich so einfach?“ wird man einwenden. „Gibt

es nicht weit mehr grundsätzliche Standpunkte und Möglichkeiten?“

„Wird der Reichtum der Geschichte der Philosophie dadurch nicht

geschmälert?“ — Nein. Der letzte Gegensatz der philosophischen

Grundbegriffe ist kein anderer und kann kein anderer sein als jener

von Idealismus und Empirismus. Gewiß liegt vielerlei zwischen den

zahlreichen Lehrgebäuden der Philosophie. Aber das alles sind ent-

weder Vermittlungen und Mischungen oder häusliche Zwiste im

gleichen Lager, Versuche mannigfachster Ausprägung und Durch-

führung der beiden Standpunkte im Gefüge wie in der Fassung der

einzelnen Begriffe. Der Namen sind viele, aber die Wesensunter-

schiede entstammen nur zwei Urgegensätzen.

Führt man das philosophische Denken auf seine reine Erstigkeit

zurück, so erkennt man klar, daß es nur zweierlei Möglichkeiten

geben kann: entweder man nimmt die Inhalte / der Erfahrung

wie sie kommen und gehen je für sich selbst, das heißt als Tatsachen,

als inhaltliche Bestimmtheiten schlechthin, dann betrachtet man sie

e m p i r i s t i s c h ; oder man erblickt in den kommenden und

gehenden Erfahrungsinhalten den Ausdruck, die Darstellung eines

Übersinnlichen, dann betrachtet man sie i d e a l i s t i s c h . In bei-

den Betrachtungsweisen kann es zu Vorbehalten, Einklammerungen,

Uberkreuzungen, Vermittlungen kommen: aber niemals kann ein

neuer Standpunkt gefunden, niemals kann etwas anderes als S i n n -

l i c h u n d Ü b e r s i n n l i c h einander gegenübergestellt wer-

den.

Prüft man von hier aus das sonst unabsehbar bunte Bild der

philosophischen Lehrgebäude in der Geschichte, so zeigt es sich uns

in solcher Vereinfachung und Klarheit, daß wir wieder Mut und

Vertrauen in die Wahrheiten der Philosophie und in den Wert ihrer

Geschichte fassen dürfen.

Nicht nur, daß die philosophische Welt nur in zwei Lager zer-

fällt, auch die Verschiedenheiten innerhalb der Lager zeigen sich

bloß als untergeordnete.