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[XXIII/XXIV]
I n d i v i d u a l i s m u s ; eine überindividuelle, metaphysisch und
gesellschaftlich begründete Sittlichkeit steht gegen
s i t t l i c h e n S u b j e k t i v i s m u s u n d U t i l i t a r i s -
m u s ; endlich sinnvolle Entfaltung der Geschichte gegen
die sinnlos ablaufende Geschichte oder gegen m e c h a n i s c h e
E n t w i c k l u n g , gegen den mechanischen „Evolutionismus“.
Warum der Fragenkreis, den wir hier überblicken, so genau zu-
sammenhängt, warum die Lösungen im Grunde einander so gleich
sind, das wird man nun erkennen; es kommt daher, daß zuletzt
nur zwei Grundhaltungen des Geistes möglich sind: mit oder ohne
Übersinnliches.
Es ist das Wunder und die Kraft des Geistes, daß er sich in den
verschiedensten geschichtlichen Lagen, in den verschiedensten Auf-
gaben der Wissenschaft und des Lebens im Innersten gleich bleibt,
immer wieder sich selbst entdeckt und auf seinen Grund / kommt.
Darum bleiben auch in aller Geschichte der Philosophie Fragen wie
Lösungen einander im Letzten gleich.
Darum möchte dieses Buch auch nicht für mehr gehalten werden,
als es ist. Eine neue Wahrheit zu den alten hinzuzufügen, möchte es
sich nicht vermessen. Genug, wenn es die alten Wahrheiten zu er-
neuern vermag. Es gibt überhaupt keine neue Grundwahrheit in
der Geschichte der Philosophie. Unversieglich sind die Quellen des
Geistes, und es sind immer dieselben Urgedanken, die er ans Licht
bringt. Was wir vermögen, ist lediglich, die alten Wahrheiten so
auszusprechen, wie sie aus den uns und unserer Zeit eigenen Auf-
gaben und Fragen, aus den uns in jeder Zeit allein eigenen Vorder-
sätzen und geschichtlichen Lebenslagen folgen.
Das möchte dieses Buch gerne leisten. Es wuchs nicht nur aus dem
philosophischen Streben, das den Verfasser von Jugend auf bewegte,
hervor, sondern noch mehr aus dem heißen Herzenskampfe um
die Fragen und Denkaufgaben des gesellschaftlichen Lebens und Wis-
sens, die ihn in Philosophie wie Gesellschaftswissenschaft durch Ma-
terialismus, Empirismus, Utilitarismus und all die anderen dunklen
Bereiche unseres Zeitlebens hindurch führten. Die Kategorienlehre
wie die Gesellschaftslehre und die Volkswirtschaftslehre des Ver-
fassers sind aus der harten Arbeit um das tägliche Brot seiner Fach-