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[XXIV/XXV/XXVI]

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Wissenschaft hervorgegangen. Möchte auch die Philosophie, die er

nun vorlegt, denselben Erdgeruch haben. Denn die Philosophie

keiner Zeit und keiner Richtung darf für sich allein bleiben und ge-

wissermaßen in der Luft schweben. Sie muß in der Verfahrenlehre

aller Wissenschaften herrschen und bestimmend werden.

Man wird, wenn anders man dieses Buch überhaupt der Beachtung

würdigt, gewiß die Anklage auf „Metaphysik“ er- / heben. Aber

wie die Gesellschaftsphilosophie, wie die Sittenlehre, wie die Ge-

schichtsphilosophie jemals in der Geistesgeschichte ohne Metaphysik

begründet wurden, das wird niemand sagen können. Die Empiristen

und Materialisten mögen wissen, daß auch sie Metaphysiker sind,

nur mit umgekehrtem Vorzeichen und auf allzu einfache Weise. Der

Empirismus ist die Metaphysik der Gottesleugner und der Toren.

Gerade diese sind sich über ihr Wirken nicht klar. Aber am Grunde

ihres Seins wohnt, wenn auch verborgen und nur als Sehnsucht, was

ihnen selbst unbewußt. Dieses Tiefe der menschlichen Natur drängt

immer herauf. Es muß befreit und heraufgeführt werden, wie

Eurydike von Orpheus.

Von den ewigen und den zeitlichen Dingen handelt jede echte

Philosophie. Welche nur von den zeitlichen Dingen handeln möchte,

der Empirismus, erreicht das Überweltliche nicht, welche nur von

den ewigen Dingen handeln möchte, der Spiritualismus, erreicht die

Erde nicht. Der echte Idealismus darf die Welt nicht überspringen,

er muß von der Welt reden und die Überwelt als ihren Grund nicht

nur jenseits, sondern in ihr selbst wirksam nachweisen. Soll dies

nur durch einen Anruf des Gefühls und des menschlichen Herzens

geschehen? Je mehr, je tiefer man die Welt im Begriffe erfaßt, um so

mehr erblickt man die Überwelt auf ihrem Grunde.

Wenn darum dieses Buch den Idealismus in der Philosophie wie-

derherstellen will, so soll das allerdings auf dem Wege des strengen

Begriffes geschehen. Überall ist die Philosophie das Werk klarer

Begriffe und der unerbittlichen Strenge des Gedankens. „Begriff“

darf man aber nicht im Sinne des Formalismus und der Geistes-

armut verstehen. Weder Rationalismus noch Empirismus können

zu den höchsten Begriffen gelangen. Immer ist es die ganze mensch-

liche Natur, die durch Denken begreift. Jener Begriff, der nicht in

der Tiefe des / Geistes wurzelt, ist keiner. Sogar die hausbackenen

Begriffe der Empiristen und Materialisten wurzeln im Gemüt, aber