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das schlechthin Leerste wäre, das gar kein Wesen mehr, sondern nur

noch das allgemeinste Prädikat „Sein“ wäre! Vielmehr muß man

von „Lebewesen“ (Lebewelt) zum Gesamtganzen „Welt“, das sowohl

die Geisteswesen wie Lebewesen wie unorganischen Dinge umfaßt;

und von da endlich zur obersten Stufe aller Wesen, zu Gott, als dem

Schöpfer des Weltganzen, der als Schöpfer die Welt nach seiner Art

in sich befaßt und daher die Eigenschaften (Prädikate) aller anderen

Stufen und Wesen in sich vorgebildet enthält. Weit davon entfernt,

daß das Wesen der höchsten Stufe das leerste wäre, ist es vielmehr

das vollste, kräftigste, ist es Befasser aller Dinge, höchstes Sein, Sein-

gebendes Sein für alle niederen Stufen — Gott.

Geht man den Stufenbau der Welt durch, geht man den Stufen-

bau der Begriffe durch, so findet sich nirgends ein schlechthin „All-

gemeines“. Es ist nicht möglich, ein schlechthin Einfaches, Leeres,

Unterschiedsloses, Merkmalloses in der Welt der Wesen und Begriffe

zu finden.

/

Daß „Sein“ der einfachste, allgemeinste Begriff und in diesem

Sinne der oberste Gattungsbegriff wäre, und daß der Gattungs-

begriff, je höher er ist, um so allgemeiner in dem Sinne wäre, daß

er damit auch um so leerer ist, kann vor dem Standpunkte des ganz-

heitlichen Weltbildes und der ganzheitlichen Logik niemals be-

stehen. Der höhere Gattungsbegriff ist nicht um so leerer, sondern

um so voller

1

. In Gott ist schließlich die ganze Fülle der Welt be-

schlossen. In „Lebewesen“, „Lebewelt“ ist alles Leben beschlossen,

aber allerdings nach der Weise der obersten Stufe, nämlich die niede-

ren Stufen (der Anlage nach) vorbildend, ihre artbildenden Unter-

schiede aus sich setzend, ausgliedernd (und in diesem Sinne auch sie

schaffend). Die ganzheitliche Logik verlangt, daß der höhere Gat-

tungsbegriff nicht an Eigenschaften ausgeleert, sondern mit allen

Eigenschaften erfüllt werde, welche die Konkretisierung der niede-

ren Stufen der Anlage nach in sich befassen, in sich vorbilden. Doch

kann dies hier nicht weiter verfolgt werden. Wie man auch die

Untersuchung anstelle, immer wieder zeigt sich: Je höher das Sein,

1

1

Vgl. mein Buch: Kategorienlehre, 2. Aufl., Jena 1939, S. 348 ff., und meinen

Aufsatz in der Festschrift für Georg von Below: Die Einheit von Theorie und

Geschichte, Berlin 1928, S. 303 ff., besonders S. 324; jetzt, zum Teil erweitert, in:

Kämpfende Wissenschaft, Jena 1934, S. 143—178 (Zur Grundlegung einer ganz-

heitlichen Logik, Über die Einheit von Theorie und Geschichte).