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[405/406]

Trendelenburg will die Ableitung der drei Abmessungen in der

Weise versuchen, daß er, da ihm der Raum durch Bewegung ent-

steht, zuerst den Punkt „aus sich heraustreten“ läßt, dann die da-

mit gebildete Linie „aus sich heraustreten“, zuletzt die damit ge-

bildete Fläche aus sich heraustreten läßt

1

. Diese Erklärung dreht

sich aber offenbar im Kreise, denn in dem „Aus-sich-Heraustreten“

ist die jeweilig höhere Abmessung vorausgesetzt, nicht erklärt. War-

um tritt nicht der Körper zu einer 4. Abmessung, der neue zu einer

2.

aus sich heraus und so weiter bis ins Unendliche?

Ebensowenig kann ferner die S t e t i g k e i t des Raumes abge-

leitet werden. Die drei Abmessungen und die Stetigkeit finden wir

als die Ureigenschaften des Raumes vor. Wir können uns zwar einen

anderen Raum als den dreifach ausgedehnten und den stetigen nicht

vorstellen, wir können aber daraus die dreifache Ausgedehntheit

und die Stetigkeit doch auch nicht begrifflich ableiten.

Wenn wir auch den Raum als eine Urgegebenheit hinzunehmen

haben, so sind wir darum doch nicht genötigt, den ganzheitlichen

Standpunkt auch in rein verfahrenmäßiger Hinsicht aufzugeben.

Dieser aber verlangt, daß alles, was ist, sein Vorgeordnetes (sein

Prius) habe. Das Vorgeordnete oder Ausgliedernde des Raumes

kann nur ein Vorräumliches sein. Diesen Hauptgrundsatz unserer

ganzen Naturlehre vermögen / wir auch hier durchzuführen, wie

sich zeigen wird. Aus jener verfahrenmäßigen Forderung ergibt

sich der Satz, der uns einen entscheidenden Schritt über die bis-

herige Raumlehre hinausführt:

R a u m i s t n u r m ö g l i c h d u r c h R a u m l o s e s .

Dieser Satz ist schon in unserem früher entwickelten Begriffe des

Stoffes enthalten

2

; er ergibt sich auch aus dem Begriffe der Ausglie-

derung unmittelbar (da das Ausgliedernde sich nicht verformt), er

ergibt sich endlich als Seitenstück für die Zeit

3

. Die Frage ist, ob

er sich auch in der zergliedernden Untersuchung bestätigt? Das wer-

den wir nun zu zeigen haben.

1

Friedrich Adolph Trendelenburg: Logische Untersuchungen, Bd 1, 3. Aufl.,

Leipzig 1870, S. 226 f.

2

Siehe oben S. 322 f.

3

Siehe oben S. 339.