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denken, als wir die Dinge denken. Die stofflich-dingliche Welt selbst

grenzenlos zu setzen, dafür besteht aber keine Notwendigkeit, da

das Denken eines Dinges nicht dazu nötigt, ein anderes zu denken,

dieses wieder ein anderes und so ohne Ende; da vielmehr die Dinge

in sich abgeschlossen, gestaltet sind, also aufhören.

Heute, nach Erfindung des Flugzeuges hat auch jedermann zu dieser lebendigen

Empfindung einen Zugang. Wer sich mit einem Flugzeuge sehr hoch in die

Luft erhebt, fühlt klar in dem dünnen, fast geisterhaften Mittel der Luft da dro-

ben, daß der Raum durchaus nichts so Eindeutiges und gleichsam Kompaktes ist,

wie er uns im Zimmer zwischen vier Wänden erscheint. Und er fühlt klar, wie

uns der Unterricht in der / euklidischen Geometrie eine falsche Vorstellung,

nämlich von einem überall gleichwendigen Raume einimpfte.

Um die Endlichkeit des Raumes deutlich zu erkennen, möchten

wir schließlich noch an dasjenige erinnern, was wir gleichsam eine

Innerlichkeit des Raumes nennen können. Bei aller Räumlichkeit

gibt es in dem stofflichen Sein nicht eigentlich ein „Außen“, sondern

überall nur ein und dieselbe „Erregung“, nämlich jene über die

jeweilige Mitte der betreffenden Räumlichkeit hin, durch ihren je-

weiligen inneren Existenzzusammenhang hindurch! Dem Steine auf

dem Wege, den der Fuß des Wanderers stößt, den Billardkugeln

beim Spiele ist dieser Anstoß nicht ein „Außen“; sondern jeder Stoß

ist für sie innere Wirklichkeit, innere „Erregung“, zum Beispiel als

eine Erregung des Gravitationsfeldes, in welchem sie „empfindlich“,

das heißt erregbar, sind. Daher werden sich jene Dinge nicht nur

bewegen, wenn sie selbst aufeinanderstoßen, sondern auch, wenn in

einem anderen Bezirke des Gravitationsfeldes eine Erregung erfolgt,

zum Beispiel wenn ein Himmelskörper in die Sonne fällt. Ä u ß e r -

l i c h i s t d e r R a u m n u r f ü r u n s . Nur für diejenigen

Wesen, die denken und leben (das heißt selbst Empfindung haben

und denen die Verräumlichung versagt ist), nur für diese kann die

verräumlichte Welt ein „Außen“ sein. Für jene Substanzen aber, die

sich selbst verräumlichen, ist ihre Räumlichkeit kein Außen (kein

Anderes), sondern gleichsam ihr innerer Lebensraum.

Nach unserer, von ganzheitlichem Standpunkte geleiteten Be-

trachtung tritt überhaupt die Bedeutung des Raumes zurück. Der

Raum wird zu einer bloßen Setzungsweise, wenn auch zur grund-

sätzlichen und grundlegenden Setzungsweise, der Naturdinge. Nach

ganzheitlicher Betrachtung ist der Raum gleichsam ein arteigenes