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Die größten Geister in der Geschichte der Philosophie entschie-
den sich für die Endlichkeit des Raumes, so Platon
1
, Aristoteles
2
,
Plotin, Thomas
3
, Eckehart
4
, Augustinus, Fichte
5
, Schelling
6
, Hegel
7
,
Baader
8
, Fichte der Jüngere
9
. Daß / unser heutiges Zeitalter durchaus
an die Unendlichkeit des Raumes glaubt, teilt es mit allen natura-
listischen und mechanistischen Zeitaltern. Der übliche Beweis für die
Unendlichkeit des Raumes beruht aber auf einem völlig mechanisti-
schen Raumbegriffe. Stellt man sich vor, so lautet dieser schon aus
dem Altertum stammende Beweis, jemand stünde am angenomme-
nen Ende der Welt und würfe von da einen Speer in den Raum hin-
aus. Dann träfe er entweder auf etwas, zum Beispiel eine Mauer,
also war es nicht das Ende der Welt; oder er flöge bis in das Un-
endliche unaufhörlich weiter. In beiden Fällen ist bewiesen, daß
eine Grenze des Raumes nicht denkbar, daß der Raum daher un-
endlich sei. Die Antwort hierauf lautet einfach genug: Wo keinerlei
Dinge sind, ist auch kein Raum. Sind daher an jener Stelle noch
stoffliche Dinge, die sich verräumlichten, zum Beispiel eine Mauer
oder luftartige Stoffe, dann ist dort noch Raum; sind aber dort kei-
nerlei Dinge, so ist auch nichts, das sich verräumlicht und damit
schlechthin das Eigenschaftslose, das Nichts. Wenn wir einen lee-
ren Raum denken, müssen wir ihn freilich ähnlich wie jenes
Beispiel denken; im formellen leeren Raum ist nichts, was ihn
zum Aufhören bestimmen könnte. Denkt man aber die dingliche
Welt, die sich verräumlicht, dann können wir den Raum nur so weit
1
Platon: Timaios, 30 d, 33 b ff. (Die Welt hat Gestalt, ist ein sichtbares
lebendiges Wesen), 58 A (es gibt keinen leeren Raum).
2
Aristoteles: Physik, IV, 1—5.
3
Vgl. Otto Willmann: Geschichte des Idealismus, Bd 2, 2. Aufl., Braun-
schweig 1907, S. 377.
4
„Alle Dinge sind ausgeflossen in der Zeit mit Maß.“ — Meister Eckhart,
herausgegeben von Franz Pfeiffer, Leipzig 1837, S. 503, Zeile 38.
5
Johann Gottlieb Fichte: Werke, Auswahl in 6 Bänden, herausgegeben
von Fritz Medicus, Bd 6, Leipzig 1912, S. 350 ff.; Sämtliche Werke, herausge-
geben von Immanuel Hermann Fichte, Bd 9, Berlin 1846, S. 335 und öfter.
6
Schelling: Weltalter, Sämtliche Werke, Abt. 1, Bd 8, Stuttgart 1860.
7
Hegel: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse,
in 2. Auflage neu herausgegeben von Georg Lasson, Leipzig 1905, § 254
(= Philosophische Bibliothek, Bd 33).
8
Franz von Baader: Sämtliche Werke, Bd 1, Leipzig 1830, S. 52 ff.
9
Immanuel Hermann Fichte: Psychologie, Bd 1, Leipzig 1864, S. 29 ff. (in
bedingtem Sinne).