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mer, sie werde all ein in Gott. Gott ist ein; das ist der Seele Selig-
keit und ihr Gezier und ihre Ruhe“
1
. Der mystische Weg zu Gott
führt, wie auch diese Worte zeigen, durch die Welt hindurch, er ist
ein Weg des Aufstiegs durch die Dinge.
4.
Schelling
Wir übergehen die Geschichtsphilosophie Leibnizens und Kantens,
die noch wesentlich aufklärerische Züge trägt, auch die F i c h t e s .
Denn obwohl Fichte der eigentliche Begründer des dialektischen
Verfahrens und durch seine Setzungslehre jenes tiefen Geistesbegrif-
fes ist, der dem deutschen Idealismus Glanz gibt, wird doch erst
S c h e l l i n g der eigentliche Entdecker der / Geschichte und der
Stifter der Geschichtsphilosophie des objektiven Idealismus. Schon
im „System des transzendentalen Idealismus“ (1800) und in den
„Vorlesungen zur Methode des akademischen Studiums" (1802) ent-
wickelt Schelling den Begriff der Geschichte als den Entwicklungs-
gang des geistigen Reiches, indem er sie dem notwendigen (wir wür-
den heute sagen ursächlich-mechanischen) Gang der Natur gegen-
überstellt. Geschichte, sagt er, ist nur dort, wo es auch hätte anders
kommen können
2
. Die „Vorsehung“ ist ihm jener Begriff, welcher
die Freiheit des Geistes gewährleistet und doch auch eine Bestim-
mung, eine Lenkung, eine Vorbestimmtheit in sich schließt. Der
wahre Entdecker der Geschichte und Ausbildner der Geschichts-
philosophie ist nicht Hegel, sondern Schelling. Wir übergehen aber
hier, wo unsere Aufgabe nicht darin besteht, Lehrgeschichte zu trei-
ben, die frühere Gestalt der Schellingischen Lehre und wenden uns
ausschließlich seiner Spätlehre zu, wie sie in den nachgelassenen Vor-
lesungen über „Philosophie der Mythologie und Offenbarung“
3
niedergelegt ist.
Aber auch eine Darstellung der Spätlehre würde ein eigenes Buch
erfodern
4
. Wir müssen uns daher mit Hervorhebung jener Fragen
und Denkaufgaben begnügen, die uns später öfters begegnen werden.
1
Meister Eckehart, Ausgabe Franz Pfeiffer, Seite 323, Zeile 30—36.
2
Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling: Sämtliche Werke, Stuttgart 1857 ff.,
Bd 5, S. 306 ff.
3
Schelling: Sämtliche Werke, Bde 11—14.
4
Ein solches hat geliefert: Constantin Frantz: Schellings Positive Philosophie,
3 Bde, Cöthen 1879—80.