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d e r g e s e l l s c h a f t l i c h e n M a s c h i n e “ , während die gewerbliche

Arbeit nur umformt (Turgot). „In diesem Kreislauf ... ist es ... die Arbeit

des Landmannes, welche den ersten Anstoß gibt“ (Turgot), er e r h ä l t

u n d e r n ä h r t die anderen Stände. — „Produktiv“, schöpferisch ist daher

allein die Arbeit des Landmannes. Durch die umformende und ortsver-

ändernde Arbeit findet zwar eine Wertvermehrung an den Gütern statt:

aber nur eine solche, die der Landwirt durch Ernährung der Arbeiter

bestreitet, das heißt nur eine solche, die durch die Unterhaltskosten der

aufgewendeten Arbeit entsteht. Denn die Gerber, Tischler usw., welche

die Rohstoffe des Landwirtes bearbeiten, verdienen nur ihren Unterhalt

in Lohn, sie schaffen nichts Neues. Sie „addieren“ also nur Werte, wie

Quesnay sagte, sie sind nicht schöpferisch — „création“ gegen „addition“,

Schöpfung gegen bloße Umformung!

So erscheint die Klasse der Landwirte (damals vor allem die

Pächter gegenüber den adeligen Grundbesitzern) als die eigentlich

wirtschaftlich fruchtbare Klasse (classe productive). Die Grundbesit-

zer stehen dieser als Eigentümerklasse (classe des propriétaires oder

classe distributive) gegenüber, die sich politischen Aufgaben wid-

met, und die Gewerbe- und Handeltreibenden als unfruchtbare oder

sterile Klasse (classe stérile). — Zu diesen drei „aktiven“ Bevölke-

rungsklassen kommt als „passive“ Klasse die der Lohnarbeiter hin-

zu. Ihr wohnt keine wirtschaftliche Aktivität inne, da sie nicht aus

Unternehmern besteht, sondern ein festes Einkommen, den Arbeits-

lohn, bezieht; sie kommt daher nur durch ihren Verbrauch in Be-

tracht und ist / der Fürsorge der Regierung besonders zu empfeh-

len. Wie sich daraus ergibt, ist das ursprüngliche Einkommen vom

abgeleiteten zu unterscheiden. Ursprünglich ist das der Urerzeuger,

abgeleitet das aller andern Wirtschafter (eine Lehre, die für die gei-

stigen Berufe fälschlich noch heute vorgetragen wird).

Auch eine Wert- und Preistheorie steckt in der physiokratischen Lehre.

In gewissen Zusammenhängen hob Quesnay die Natur des Wertes als

Nutzen hervor. Aber im Zusammenhange mit seiner Reinertraglehre er-

gaben sich Wert und Preis aus den K o s t e n d e r A r b e i t . Denn die

umformende Arbeit des Gewerbes setzt (wie das Beispiel der Holzschuhe

zeigt) den Gütern nur so viel Wert zu, als diese Arbeit selber für ihren

Unterhalt (Lebensmittel, die der Landwirt hervorbringt) verzehrt, das

heißt, als sie kostet. Die gesamte gewerbliche Arbeitsleistung wurde von

Quesnay gleichsam nach Art der Dienstbotenarbeit betrachtet, die der

Landwirt zur Veredelung seiner Rohstoffe unterhält.

Darum ergibt sich allgemein für den Arbeitslohn: daß er in nichts

anderem als im Ersatz der verausgabten Arbeitskraft, das ist im Lebens-

unterhalt, besteht — eine Lehre, die später von Smith, Ricardo und den

Sozialisten weitergebildet wurde

1

.

1

Siehe „Ehernes Lohngesetz“, unten S. 98 f. und 106 ff.