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2000 £ ihren Marsch durch die beiden anderen Klassen gemacht, sie

haben hier wie dort die Betriebsarten in Bewegung gesetzt, und

sind Schritt für Schritt durch die produktive Klasse wieder erzeugt

worden, um schließlich summiert als Pacht an die Grundbesitzer

abgeliefert zu werden, worauf im neuen Jahre das Spiel von vorne

angeht.

2. W i r t s c h a f t s p o l i t i k

Aus den naturrechtlichen Voraussetzungen der physiokratischen

Lehre ergibt sich notwendig die grundsätzliche Folgerung der

F r e i h e i t . Der Einzelne soll aus seinem Eigennutze, dem wirt-

schaftlichen Naturrechte, heraus handeln. Gewerbefreiheit, Berufs-

freiheit, Verbrauchsfreiheit, Freizügigkeit und freies Privateigen-

tum sind die ersten Bedingungen hierfür. Der berühmte Grundsatz

des Systems war daher: „Laissez faire et laissez passer, le monde va

de lui même“ (Lasset sie machen und treiben, die Welt geht von

selber). Der Staat soll alle Einmischung aufgeben und dem Wirt-

schaftsleben freien Lauf lassen. — Methodologisch bedeutet dies al-

les: den E i g e n n u t z a l s w i r t s c h a f t l i c h e n G r u n d s a t z ,

als einzig treibende Kraft der Wirtschaft

2

.

Der Gedanke des „laissez-faire“ wird auf zweifache Art begründet:

Erstens auf sozial-philosophischem Wege, das heißt aus dem Naturrechte.

Die heiligen, ewigen Rechte des Individuums dürfen nicht angetastet wer-

den. Die zweite Begründung ruht aber auf der Vorstellung von dem na-

turgesetzlichen Verlauf des gesellschaftlichen Wirtschaftslebens. Da näm-

lich die wirtschaftlichen Gesetze den natürlichen Gesetzen des Zusammen-

lebens nicht zuwiderlaufen können, da sie ja selbst Gesetze des „ordre

naturel“ sind, so muß die B e f o l g u n g d e s n a t ü r l i c h e n R e c h -

t e s , d e s E i g e n n u t z e s , z u r n a t ü r l i c h s t e n , d a m i t b e -

s t e n G e s t a l t u n g d e s W i r t s c h a f t s l e b e n s f ü h r e n .

Soweit aber nach der Naturordnung die landwirtschaftliche Ar-

beit die Quelle alles Reichtums ist, muß allerdings die Landwirt-

schaft unterstützt werden

3

. Die Landwirtschaft kann aber nur bei

dauernd hohen Getreidepreisen gedeihen, denn nur dann vermag

sie es, einen hohen Reinertrag (produit net) abzuwerfen und auf

diese Weise der Grundbesitzer-, Gewerbe- und Arbeiterklasse hohe

1

August Oncken: Geschichte der Nationalökonomie, Leipzig 1902,

S. 395.

2

Vgl. unter anderem François Quesnay: Maximes générales du gou-

vernement économique, Nr. 13, 16 und 25.

3

François Quesnay: Maximes generales, Nr. 8.