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Vorgänge, die der Ausstoßung ähnlich sind, vollziehen sich in

allen E n t r e c h t u n g e n , Absetzungen, Enteignungen, Mediati-

sierungen großen Stiles. Die Spannungen, die hier entstehen, sind

auch vielfach die Kehrseite des Führungswechsels überhaupt.

1.

Der Krieg

Der Krieg stellt einen Bruch im Verhältnisse der Staaten unter-

einander dar. Das kennzeichnet die Spannungen, die aus ihm folgen.

Jedoch sind sie sowohl heftiger wie auch viel um- / fassender; wäh-

rend andrerseits die verbliebenen Bindungen die größte Verinni-

gung erfahren. Die Begeisterung für Staat und Volkstum kann ins

Ungeheure gehen, bis zur höchsten Anstrengung — aber auch dar-

über hinaus in Erschöpfung und Lähmung umschlagen. Die Er-

schöpfung der Kräfte durch den peloponnesischen Krieg in Grie-

chenland, durch den dreißigjährigen Krieg in Deutschland, ferner

zum Teil auch durch den Weltkrieg von 1914 bis 1918 sind Beispiele

dafür, wie der Krieg das Maß überschreiten kann, innerhalb dessen

noch lebendige Spannungen geweckt werden. Die Begeisterung, die

die Napoleonischen Kriege in Deutschland weckten, zeigt aber da-

gegen, was der Krieg für die geistige Wiedergeburt eines Volkes

leisten kann. Wieder begegnet uns hier das Janusgesicht der aus

Brüchen hervorgegangenen Spannungen. — Im übrigen ist über

keine geschichtliche Erscheinung so Tiefes gesagt worden wie über

den Krieg. So von Adam Müller

1

, Hegel, Fichte, Novalis. Darum

lassen wir es bei dem Vorstehenden bewenden, indem wir zugleich

auf an anderem Orte Gesagtes verweisen

2

.

2.

Pflanzung

Jene Spannungen, welche mit der Pflanzung oder Siedlung (Ko-

lonisation) verbunden sind, kennzeichnen sich zunächst dadurch,

daß die bindenden, Gezweiungen hervorlockenden anstaltlichen

Einrichtungen des Mutterlandes nicht in aller Fülle in das neue

1

Adam Heinrich Müller: Die Elemente der Staatskunst (1809), herausgege-

ben von Jakob Baxa, 2 Bde, Jena 1922 (= Die Herdflamme, Bd 1), Bd 1, S. 9 ff.

und 80 ff., Bd 2, S. 46 ff und öfters.

2

Vgl. mein Buch: Gesellschaftslehre (1914), 3. Aufl., Leipzig 1930, S. 402 ff.

[4. Aufl., Graz 1969, S. 483 ff.].