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Gemeinwesen herübergenommen werden. Besonders an dem höch-
sten, kostbarsten Anstaltsbesitze wie Universitäten, Höheren Schu-
len, Kunstakademien, Kirchenbehörden wird es einem jungen
Pflanzvolke leicht mangeln. Damit ist wenigstens anfangs auch der
Mangel an Menschen höherer, führender / Geistigkeit und Geltung
(Autorität) gegeben. In der Wirtschaft mangelt es desgleichen an
dem, was wir „Kapital höherer Ordnung“ nennen, wodurch der
ungebändigte „amerikanistische“ Zug des Erwerbslebens solcher
Völker erklärlich wird. Das Überwiegen junger, unternehmungs-
lustiger Einwanderer verstärkt diesen Grundzug. — Schon all’ das
allein erklärt es, warum jeder Pflanzstaat in der geistigen Kultur
gegenüber dem Mutterlande lange Zeit Zurückbleiben muß. Es
kommt aber noch ein anderer Umstand hinzu, der das geistige
Leben in seiner inneren Vertiefung zu hindern vermag, das ist die
K u l t u r d u r c h d r i n g u n g s a u f g a b e , vor der fast jeder
Pflanzstaat steht. Denn entweder ist er geradezu über dem Gemein-
wesen der Ureinwohner gelagert, dann ist die Aufgabe der beiden
Kulturen, ein Verhältnis zueinander zu gewinnen, ohnehin scharf
gestellt; oder es sind wenigstens Reste der alten Einwohner und
Kulturen da. Auch dann bleiben diese stillen Einflüsse nicht ohne
Bedeutung. Da wir die Kulturdurchdringung sogleich einer beson-
deren Betrachtung unterziehen, genügt an dieser Stelle der Hinweis
auf ihre Bedeutung für jedes verpflanzte Gemeinwesen.
Je nach der verschiedenen Art, wie die Pflanzung vorgenommen wird, wer-
den sich allerdings die genannten Spannungen verschieden entfalten. Die grie-
chischen Pflanzungen z. B. taten sich als neue S t a d t s t a a t e n auf, die rö-
mischen dagegen mehr als H e e r e s n i e d e r l a s s u n g e n , die sich möglichst
wenig von der Mutterstadt loslösten, sondern durch Heerstraßen mit Rom ver-
bunden blieben (zuerst über ganz Italien, dann über Europa verbreitet). Daher
die ungleich größeren, ja beispiellosen Erfolge der römischen Pflanzungen. Nur
durch sie war die Romanisierung europäischer Völker möglich.
Eine ähnliche, unfruchtbare Spannungen vermindernde Art haben jene Pflan-
zungen, die räumlich unmittelbar an das Mutterland anschließen, wie z. B. die
karolingischen, ottonischen, welfischen Siedlungen nach dem Osten hin, denen
Österreich und Preußen ihr Dasein verdanken. Ihre besondere kriegerische Ein-
richtung als „ M a r k e n “ hat ebenfalls manche der oben genannten kulturellen
Verarmungen vermindert, da / sie mehr Bindungen in sich schlossen als sonst
den bäuerlichen Pflanzungen eigen sind.
Mehr wildgewachsen waren dagegen die neuzeitlichen überseeischen Pflan-
zungen, die daher jahrhundertelang und bis heute kulturarm bleiben mußten
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1
Vgl. unten S. 247 ff.