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Man muß sagen, daß die Spannung zwischen herkömmlich bestelltem und nicht
herkömmlich bestelltem Führertum (welche auch der Spannung von Gleich-
gestellten und Nichtgleichgestellten ähnelt) meistens fruchtbar ist, wenn sie sich
nämlich in angemessenen Gren- / zen erhält. Denn nicht nur der außerordentlich
Bestellte muß seine ganzen Kräfte einsetzen, um zu bestehen, auch die ordentlich
Bestellten werden angespornt, sich nicht allzu sehr übertreffen zu lassen. —
Dort dagegen, wo die große Mehrzahl aus dem außerordentlichen und noch
dazu w i l d g e w a c h s e n e n F ü h r e r t u m stammt — wie in der Demo-
kratie die politischen Führer — dort allerdings droht alles in ein Chaos aus-
zuarten.
XIII.
Die Spannungen aus den Vorbedingungen der Gesellschaft:
Bevölkerungsaufbau, Rasse und Umwelt
Das innergesellschaftliche Leben besteht aus geistiger und han-
delnder Gezweiung, und die Umgliederung dieser Gezweiung ist
allein der Gegenstand der Geschichte. Indessen steht das Gebäude
dieser Gezweiungen mit ihren inneren Spannungen unter ganz be-
stimmten Vorbedingungen, nämlich den leiblichen oder biologischen
des menschlichen Geisteslebens und den äußerlich-stofflichen Vor-
bedingungen dieses biologischen Lebens selbst, der Umwelt. —
Daher kommen für uns bei den leiblichen und umweltlichen Er-
scheinungen keine Kategorien der Ausgliederung oder der Um-
gliederung in Frage, sondern nur die Abhängigkeit von Vorbedin-
gungen. Entscheidend ist nun, daß d i e s e A b h ä n g i g k e i -
t e n n i c h t d u r c h N a t u r u r s ä c h 1 i c h k e i t g e k e n n -
z e i c h n e t s i n d , s o n d e r n d u r c h V o r r ä n g e . Denn
der Geist kennt keine Naturursächlichkeit, er ist ganzheitsbestimmt,
sinnvoll gegliedert und an jedem Punkte seines Lebens nach Maß-
gabe des (gliedhaften) Eigenlebens frei. Er kann die Vorbedingungen
als solche annehmen oder nicht; wenn er sie annimmt, verarbeitet
er sie nach seiner Weise; er kann sie auch in bestimmtem Maße
abändern, trotzdem sie selbst allerdings unmittelbar als Naturgege-
benheiten auftreten. Demgemäß treten Spannungen zwischen den
Vorbedingungen und dem Geiste ein und es gelten die Sätze:
/
Die innergesellschaftlichen Spannungen haben den Vorrang vor
den aus den biologischen Vorbedingungen hervorgehenden Span-
nungen; die biologischen Spannungen haben den Vorrang vor den
aus der äußeren Umwelt hervorgehenden Spannungen. — Die