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äußere Umwelt ist für das Biologische nur ein Inbegriff von Vor-
bedingungen. Spannungen können innerhalb der äußeren, mecha-
nisch wirkenden Umwelt selbst (Klima, Boden, Lage usw.) natür-
lich nicht auftreten.
Diese Vorränge stoßen die Naturtatsachen nicht um, aber sie
bedeuten die Überhöhung der Natur durch den Geist.
Die Spannungen, die wir nun zu behandeln haben, ergeben sich:
A.
dadurch, daß der leibliche Bestand der Bevölkerung vor allem
durch Jung und Alt, Mann und Weib, das heißt durch den „Bevöl-
kerungsaufbau“ gekennzeichnet ist;
B.
durch die Verschiedenheit der Rasse;
C.
durch jene der Umwelt.
A. Die S p a n n u n g e n a u s d e m w e c h s e l n d e n
A u f b a u d e r B e v ö l k e r u n g
Dadurch, daß die Menschen sterben und geboren werden, treten
in jedem Zeitpunkte der Geschichte neue Zusammensetzungen der
Bevölkerung aus jüngeren und älteren Jahrgängen, ferner auch aus
männlichen und weiblichen Bestandteilen auf. Den Alters- und
Geschlechtsaufbau der Bevölkerung verschieben außerdem die Wan-
derungen, worunter in der Geschichte auch Sklavenhaltungen und
Massenannahmen an Kindesstatt (z. B. Adoptionen im alten Hellas
und Rom) fallen.
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1. Die Spannungen zwischen Jugend und Alter
Die Spannung zwischen Jugend und Alter enthält nichts Ge-
ringeres als die Spannungen zwischen den jeweils aufeinanderfolgen-
den Geschlechtern (Generationen). Ihre äußeren / Erscheinungs-
formen sind zunächst verschieden. Einwanderungsländer, wie z. B.
Amerika, ferner die Großstädte und die großgewerblichen Gebiete
haben mehr Jugend als andere Gebiete; Länder mit starker Bevöl-
kerungsvermehrung, wie in Europa die Slawen im Vergleiche zu
den Germanen und Romanen, haben ebenfalls mehr Jugend als
Länder mit geringem Nachschube an Geburten. Jede Verfallszeit