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t e n d e s d e u t s c h e n R e i c h e s w a r e n , sondern nur mit Teilen dem
Reichsverbande angehörten; z. B. gehörte Österreich wohl mit Böhmen und
Mähren, aber niemals mit Ungarn zum Deutschen Reiche.
Aus dieser inneren Verschiedenheit der beiden Pflanzstaaten, nicht nur aus
politischen Lagerungen, ergab sich aber weiter eine starke Spannung zwischen
ihnen selbst. Diese Spannung erfüllt bis 1866 die deutsche Geschichte. Man kann
sagen, daß sie nur insofern im wesentlichen gelöst ist, als seit 1918 das verblie-
bene Österreich nicht mehr die fürchterlichen Hemmungen unlösbarer Kultur-
durchdringungsaufgaben gegenüber Tschechen, Polen, Slowenen, Magyaren usw.
auszuhalten hat. Diese unlösbare Aufgabe drückte nicht nur auf das Österreicher-
tum von 1866—1914, sondern auch schon, (wenngleich durch die damals ent-
schiedene Herrscherstellung des Deutschtums in viel geringerem Grade) auf das
Österreichertum von den Zeiten des Prinzen Eugen (Eroberung Ungarns) wie
der Maria Theresia (Zentralisierung der Verwaltung) an. Von Maria Theresia
bis 1866 gab es in der Praxis nur die deutsche Staats- / sprache in der gesamten
Monarchie, auch in Ungarn. Für das heutige Österreich hat, wie gesagt, der
fürchterliche Druck fremder Kulturen auf das Deutschtum aufgehört, die schäd-
lichen, das deutsche Wesen störenden und zermürbenden Kultureinflüsse mit
ihren umformenden und unlösbaren Spannungen, welche überall die Menschen
schwächlichen Ausgleiches in die Höhe brachten, sind weggefallen. Es ist geradezu
erstaunlich zu sehen, wie ungeheuer rasch sich die Spuren dieser Einflüsse min-
dern und das deutsche Volk in Österreich sich inmitten der schlimmsten politi-
schen Umstürze und Wirren seinen Staat mehr und mehr nach deutscher Art,
das heißt durch Sachlichkeit bestimmt, einrichtet.
Eine ähnliche Rolle wie in der Geschichte Deutschlands spielen aber die Kul-
turdurchdringungs- und -Vereinheitlichungsaufgaben auch in anderen Ländern.
In I t a l i e n sind im Süden durch die Normannen und Sarazenen später wei-
tere Kulturdurchdringungen hinzugekommen, welche die Einheit des Volkstums
fast gesprengt hätten. Aber schon vorher hatten es Griechen und Punier, diese
wieder im Verhältnis zu den Römern, zu keiner Durchdringung und Einheit
gebracht. — Diese Vorgänge scheinen uns bis heute nicht abgeschlossen.
Die Geschichte F r a n k r e i c h s , E n g l a n d s , S p a n i e n s ist ohne die
Beachtung dieser Vorgänge gar nicht zu schreiben. Inner-England, Wales, Schott-
land, Irland sind Gebiete mit verschieden gelungenen Kulturdurchdringungen,
nicht nur verschiedenen Rassenmischungen. Die Kulturdurchdringung zwischen
den Angelsachsen und den Normannen als dem Adel, der auch in demokra-
tischen Zeiten zum Teil heute noch die politische Führung praktisch innehatte,
ist bis zur Gegenwart nach dem Zeugnis Houston Stewart Chamberlains auch
sprachlich noch nicht ganz gelungen! Wir wiederholen, daß dabei die Rassen-
spannungen im Vergleiche zu den geistigen Spannungen und Umgliederungsvor-
gängen in den Hintergrund treten. — Die Geschichte der B a l k a n h a l b -
i n s e l zeigt schon seit der Besetzung durch slawische Stämme, aber greller
noch seit der Eroberung durch die Türken das traurige Bild nicht gelungener
Kulturdurchdringungen. Es vermochten die serbischen Stämme in der Zeit bis
zur Besetzung durch die Türken nicht, jene Aufgaben zu lösen — was sich z. B.
schlagend an den Resten der Baudenkmäler Dalmatiens dem Reisenden zeigt,
wo altrömische, venetianische, schließlich altösterreichische Baudenkmäler ein-
ander folgen, aber die slawischen Schöpfungen fehlen. Auch in der Türkenzeit
konnte sich eine wahre Kulturdurchdringung nicht vollziehen. Der Balkan ist
weder wahrhaft orientalisch, noch wahrhaft westlich geworden. — Ähnlich denk-