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kein Frauenüberschuß, sondern Männerüberschuß herrscht, ist be-
kannt). — Ihren jeweiligen geschichtlichen Ausdruck findet die Span-
nung zwischen Mann und Weib vor allem in der Familienverfas-
sung. Die Gegensätze: Mutterrecht — Vaterrecht; orientalische Fa-
milie mit eng begrenzter, europäisch-nordische Familie mit freier
Stellung der Frau (ähnlich schon Athen gegen Sparta) — sie be-
zeichnen die wichtigsten Spannungen, die zwischen der männlichen
und weiblichen Gesellschaftsstellung obwalten. Freilich weiß die Ge-
schichte und die Völkerkunde noch von vielen Abstufungen und
Zwischenformen (Männerbünden, Weiberbünden und anderem
mehr) zu berichten.
Die Spannung zwischen den Geschlechtern weist tief in die Ge-
heimnisse des menschlichen Daseins gerade als eines geschichtlichen
zurück, denn das Geschlechtsleben dient der Erhaltung der Gattung
und knüpft den einzelnen Menschen durch die Abstammung an alle
früheren, alle anderen. Die kräftige Ausbildung des Geschlechtes
beweist zwar eine Einseitigkeit, aber die Ergänzungsbedürftigkeit,
die darinnen liegt, begründet eine bestimmte Gezweiungsfähigkeit,
Gezweiungsstärke; dagegen wir eine Gezweiungsschwäche aller Zwit-
terwesen beobachten. Das zeigt sich schon an der Geschlechtlichkeit
nach der vitalen Seite hin: dem kräftig ausgebildeten einseitigen Ge-
schlechte kommt eine kräftige geschlechtliche Anziehungs- und Zeu-
gungskraft zu, dem geschlechtlichen Zwitterwesen, das sozusagen
beide Glieder der Ganzheit, das männliche und das weibliche Ge-
schlecht, an sich gerissen hat, kommt die gesunde Anziehungskraft
gegen das andere Geschlecht nicht zu und ebensowenig die gesunde
Zeugungskraft. So auch in geistiger Hinsicht. Die kräftige Männ-
lichkeit und die zarte, hegsame, empfängliche Weiblichkeit, sie
machen / Mann und Weib für einander ergänzungskräftig. Dagegen
kann das Mannweib weder dem Weibe ein Mann, noch dem Manne
ein Weib sein, wie umgekehrt der verweiblichte „feminine“ Mann
dem Weibe jene erweckende Männlichkeit nicht zu bieten vermag.
— Dasselbe Bild zeigt sich geistig, an den verschiedenen Begabun-
gen. Der ausgesprochene Musiker, Dichter, Denker, Staatsmann,
Feldherr, Techniker — sie üben in ihrer kräftigen Einseitigkeit
einen Zauber aus, der alle bannt. Aber das Allerweltstalent, das
alles kann und nichts vollendet, es wirkt wenig gemeinschaftsbil-