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V o r f a h r e n i n s L e b e n t r e t e n k ö n n e n .

Für die geschichtlichen

Ganzheiten ergeben sich daraus Sätze wie die folgenden:

Staat kann nur aus Staat entstehen, Sippe nur aus Sippe, Anstalt nur aus

Anstalt, Gemeinschaft nur aus Gemeinschaft

1

. — Daher kann es niemals einen

Zustand gegeben haben, in welchem Staat, Sippe, Anstalt, Gemeinschaft nicht

gewesen wären und etwa nur Einzelne gewesen wären, aber kein Staat; oder

nur Sippen, aber kein Staat usw.

Das nicht zu verstehen, sondern dort nach einem „Ursprung“, einer „Ent-

wicklung“ aus dem Ur-Einfachen zu suchen, wo keiner ist, ist der Grundfehler

aller entwicklungsmechanisch eingestellten Völkerkunde, Gesellschaftslehre, Wirt-

schaftsgeschichte ebensowohl wie der Biologie und Paläontologie. Die „neuen“

Formen entstehen stets aus dem Gesamtganzen, nicht aus Differenzierung eines

Einfachen.

2. Abstammung und erster Anfang

Hier stoßen wir auf die große Frage des ersten Anfanges. Mit

ihr werden wir uns in der Schöpfungslehre zu beschäftigen haben.

Aber soviel muß schon hier gesagt werden, daß in der Ebene der

Umgliederung selbst der Anfang nie gefunden werden kann. Darum

auch nicht in der Abstammung, der Mit-Umgliederung. Geht es

natürlich zu, dann muß jedes Wesen von anderen abstammen und

muß mit anderen gemeinsam abstammen. Denn Abstammen ist

nicht Umgliederung, sondern gemeinsame Mit-Umgliederung, Ge-

zweiung in der Zeit, wie sich zeigte. Jeder Mensch, jeder Staat,

jede Gemeinschaft, jede Anstalt weist auf eine frühere hin. Hier

kann der Anfang nie gefunden werden. Der Grund des Anfanges

muß daher in einer h ö h e r e n Ebene liegen — in jenem Schöpfer-

tum, das der Grund der Umgliederung ist.

/

Diese Lehre wird allerdings dem Naturalismus befreundet klin-

gen. Aber er sollte bedenken, daß die Begriffe „Schöpfertum“ und

„höhere Ebene“ keine willkürlichen Wunschbilder sind, sondern

sich aus der Zergliederung der Wirklichkeit ergeben

2

.

1

Näheres darüber siehe in meinem Buch: Gesellschaftslehre (1914), 3. Aufl.,

Leipzig 1930, S. 435 [4. Aufl., Graz 1969, S. 521],

2

Weiteres darüber später, vgl. unten S. 330 ff.