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religiösen, steigert aber auch den Eingebungsstand aller nachgeord-

neten Kulturgebiete und versetzt dadurch das ganze Zeitalter in

erhöhten Zustand.

Z u s a t z ü b e r d e n U n t e r s c h i e d v o n M y s t i k u n d M a g i e

Ein Schlüssel der Religionsgeschichte, das lassen die vorstehenden Bemerkungen

erkennen, ist die Auseinanderhaltung zweier religiöser Grundhaltungen, der my-

stischen und der magischen (eine dritte Haltung, die Gesetzesreligion, lassen wir

hier beiseite).

Die mystische Religiosität dringt durch die Dinge hindurch zum Grunde der

Welt, zur Gottheit vor. Dadurch hat sie unmittelbar einen entschieden monothei-

stischen Zug, denn sie überspringt die naturhaften und anderen übersinnlichen

Mächte, welche zwischen der Gottheit und den Dingen stehen. Sie leugnet den

Polytheismus nicht, aber sie verweilt nicht bei ihm. Auch die alten Christen

haben das Dasein der heidnischen Götter nicht geleugnet. Ferner hat die mystische

Religiosität einen entschieden geistigen Zug, sowie einen Zug zu Innerlichkeit und

Persönlichkeit. Die indischen Upanischaden bezeugen das ebenso wie der Neu-

platonismus, das Christentum und innerhalb des Christentums die mittelalter-

liche Mystik. Christus verlangt, daß man Gott im Geiste und in der Wahrheit

anbete.

Die magische Religiosität dagegen sucht die innere Berührung (Rapport) mit

den übersinnlichen Mächten, sei es chthonischen Mächten, anderen Naturmäch-

ten, astralen Mächten, höheren göttlichen Mächten. Daher treibt sie zum

P o l y t h e i s m u s hin. Dadurch, daß die magische Religiosität die höheren

Zentren der Naturmächte und kosmischen Mächte in ihren inneren Berührungen

(Rapporten) auch unmittelbar beeinflußt (wenigstens gehört das zum Begriffe

der inneren Berührung), treibt sie zur Ausbildung des Opferdienstes, des

K u l t u s , kurz des religiösen Zaubers in allen Arten hin. — Erst die Trübung

und Veräußerlichung der Magie ist der A b e r g l a u b e .

Man ersieht daraus, daß der P o l y t h e i s m u s d e n M o n o t h e i s -

m u s n i c h t a u s s c h l i e ß t , vielmehr als höchste Spitze der kosmischen

und göttlichen Mächte eine oberste Gottheit fordert — als deren Ausflüsse und

Formen dann umgekehrt die unteren Mächte und Gottheiten erscheinen. Nur

hält sich der Polytheismus an die unteren Mächte. Sie sind es, die in seinen Ge-

sichtskreis und seine Religionsübung treten und ihn allzusehr ausfüllen. Um-

gekehrt wird dadurch verständlich, was den heutigen Menschen so sehr befrem-

det, daß nämlich die Mystik und der Monotheismus das Dasein der Götter nicht

leugnet, aber entweder vernachlässigt oder mit / Absicht ganz übergeht. Darum

leugneten, wie schon berührt, die alten Christen (auch die mittelalterlichen

Christen) die Götter nicht, weder die olympischen, noch die chthonischen; aber

sie verboten ihren Dienst als Zauberei, Magie. — Die Upanischaden leugnen die

Götter nicht, aber sie übergehen sie oder lassen ihren Dienst nur sinnbildlich

gelten.

B e i d e r e l i g i ö s e n H a l t u n g e n s t e h e n a m B e g i n n e d e r

M e n s c h h e i t . Weil jede echte Religiosität einen mystischen Kern hat, steht

das Mystische am Beginne; weil aber die Urmenschheit unmittelbar, hellsehend,

schauend und medial war (wie schon die Romantiker, wie Baader, Troxler, Ker-

ning und andere lehrten), stand sie auch mit den übersinnlichen Mächten aller

Art in inniger Verbindung. Auch heute ist diese Verbindung nicht erloschen. Das