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sichern, kurz im gesamten Anstaltswesen des Gemeinschaftslebens
(wobei also das Anstaltswesen nicht von der äußeren und mengen-
mäßigen, sondern nur von der Seite der Hervorbringung der Kul-
turgehalte aufzufassen ist).
Soziologisch weist uns auf jenen inneren Urzustand hin: die Ge-
zweiung, als ein Beweis des Enthaltenseins des mensch- / lichen Gei-
stes in einem höheren Ganzen, in einem geistigen Ganzen und Kos-
mos als in einer Ideenwelt; endlich weist psychologisch darauf hin:
die Sammlung (Konzentration) als der einzige Weg zur Eingebung
und zur Vertiefung des geistigen Lebens.
1. Die Religion
Wir verzichten darauf, in der Religionsgeschichte unsere Aufstel-
lungen zu erweisen. Aber es dünkt uns keine unlösbare Aufgabe.
Wie wir uns die Lösung denken, dazu sind in unserer „Gesell-
schaftslehre“ Hinweise zu finden. Hier werden nach allem Gesagten
folgende kurze Bemerkungen den Zweck erreichen:
Religion ist wie jedes Kulturgebilde eine Vermittelbarung des In-
neren, Unmittelbaren, aber noch mehr wie jedes andere Kultur-
gebilde z u g l e i c h eine Zurückführung des Menschen in seinen
inneren Urzustand, ein Insichschauen des Geistes in seinen göttlichen
Grund.
Es ist eine Urerkenntnis, ein Ursatz aller Mystik: Unsere Seele
trägt etwas an sich, was mit Gottes Wesen verwandt ist. Gottes-
gemeinschaft daher hat die Religion zu stiften.
Im Heidentume jeder Art ist diese mystische Berührung der
Seele vernachlässigt, verhüllt; und das Magische, die Verbindung mit
den mittleren oder unteren Mächten im Vordergrunde. Echte My-
stik ist selten. Heidentum = Magie fällt dem Menschen leichter, es
liegt ihm näher als das Ernste der Mystik. Darin liegt die Über-
legenheit des Christentums, die Religion von den mittleren Mäch-
ten, wie sie die Magie kennt, gereinigt zu haben. Das Auftreten