[65]
69
heute befindet, darf nicht verkannt werden. Denn seit der deutschen
Klassik und Romantik, seit dem philosophischen Idealismus hat auch
der deutsche Geist versagt und nirgends ist mehr eine Kraft zu se-
hen, welche die Zeit innerlich umwenden könnte. Der philosophi-
sche Geschichtsschreiber, welcher in den Lehren der empiristischen
Philosophie nur kluge Irrtümer sieht, geht am Wesentlichsten vor-
bei.
Könnte da nicht der Gedanke trösten, daß das jahrhundertlange
Zerstörungswerk an den überlieferten Glaubens-, Rechts- und
Staatsbegriffen, das in der Zeit 1789 bis heute seinen Gipfel er-
reichte, nun im Abschlusse begriffen sei und einem aufbauenden
Zeitalter Platz machen würde? A b e r s o e i n f a c h s i n d
d i e W e g e d e r G e s c h i c h t e n i c h t ! Die Zerstörung
kann weitergehen, bis in das Nichts! Und aus dem Nichts läßt
sich nicht mehr aufbauen. Das ist die ungeheure Gefahr, in der sich
unser Zeitalter befindet.
Wer das erkennt, versteht auch, welche entscheidende Bedeutung
der idealistischen Philosophie für die Rettung der abendländischen
Kultur zukommt.
/