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C.
Zur B e u r t e i l u n g d e s E m p i r i s m u s
In der Darstellung der Verschiedenheit und Übereinstimmung
der empiristischen Lehrgebäude sowie der Fehl- und Misch-
systeme
1
/ war notwendigerweise auch schon eine Beurteilung
eingeschlossen. Eine weitere Kritik ergibt sich später von selbst
durch die Darstellung des Apriorismus, des sittlichen Idealismus und
des ontologischen Idealismus.
Nur das eine sei hier noch ausdrücklich erklärt: Der Grund- und
Urgedanke alles Empirismus, nämlich des Sensualismus, das „nihil
est in intellectu ...“, ist unrichtig. Es ist n i c h t w a h r , d a ß
a l l e E l e m e n t e u n s e r e r E r f a h r u n g a u s d e n
S i n n e s r e i z e n s t a m m e n . Es ist nicht wahr, daß die Be-
wußtseinsvorgänge nur Naturvorgänge wären. Wenn z. B. ein
Stein beleuchtet und erwärmt, ein Blatt Papier mit Tintenstrichen
versehen wird, so haben sie keine Sinnesempfindung wie der Mensch.
Warum nicht? Weil zwar (abgesehen vom Fehlen der Organe) die
Einwirkung der gleichen Licht- und Wärme-„Reize“ da ist, aber
dem Stein wie dem Papier die innere, geistig-seelische Aktivität
fehlt. Damit es zur Sinnesempfindung komme, muß der Mensch
nicht nur bestimmte chemisch-physikalische Voraussetzungen in sei-
nen Sinnesorganen haben, sondern vor allem: eine innere Selbsttä-
tigkeit entfalten, er muß G e i s t sein! Den Beweis hiefür führte
schon unsere Kritik des Materialismus
2
, die spätere Erörterung der
Kantischen und Fichteschen Lehre
3
wird ihn noch vertiefen. So-
viel ist aber jetzt schon klar, daß infolge der schöpferischen Aktivi-
tät des Geistes der Lockesche Vergleich der Seele mit einem weißen
Blatt Papier nicht stimmt und auch darum der Satz „nihil est in
intellectu, quod non fuerit in sensu“ unrichtig ist
4
. Mit Recht ver-
trat dagegen Hegel
5
den umgekehrten Satz: nihil est in sensu,
quod non fuerit in intellectu. Denn erst die geistige Auffassung
eines Sinneseindruckes ist es, welche diesen zur Empfindung, zur
1
Siehe oben S. 49 ff.
2
Siehe oben S. 52 f.
3
Siehe unten S. 85 ff. und 120 ff.
4
Siehe unten S. 84.
5
Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Enzyklopädie der philosophischen Wis-
senschaften im Grundrisse, in 2. Auflage neu herausgegeben von Georg Lasson,
Leipzig 1920, § 8 (= Philosophische Bibliothek, Bd 33).
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