Die Einteilung des Idealismus (dessen Begriff wir später genauer
bestimmen
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) ist keine einheitliche, Öfters unterscheidet man von
dem kritischen Idealismus Kantens die Lehre Fichtes als subjektiven
Idealismus, Schellings als objektiven und Hegels als logischen oder
auch absoluten Idealismus. Diese und ähnliche Einteilungen sind aber
insofern anfechtbar, als Fichtes Lehre schon übersubjektiv ist, und
das Konstruktiv-Logische Hegels auch bei ihm und ebenso bei
Schelling nicht fehlt.
Bei der Mannigfaltigkeit der Bezüge jedes philosophischen Be-
griffsgebäudes ist es nicht leicht, einen einzigen Einteilungsgrund
geltend zu machen. Der entscheidende scheint mir in der Annähe-
rung zu jenem Endziele zu liegen, das dem inneren Wesen eines
Systems entspricht. Das Endziel des Idealismus ist aber: den Geist in
seinem Zusammenhange mit dem Übersinnlichen und mit der Natur
zu begreifen. Dieser zu Ende gedachte oder entfaltete Idealismus, in
welchem dem Idealen nicht nur, sondern auch dem Realen sein
Recht wird, kann am genauesten als ontologischer Idealismus be-
zeichnet werden. Wir unterscheiden daher einen noch nicht zum
ontologischen gediehenen oder erkenntnistheoretischen Idealismus,
der nur in bedingtem Sinne auch subjektiv genannt werden kann,
von einem entfalteten oder ontologischen Idealismus. Innerhalb des
nicht-ontologischen unterscheiden wir wieder zwischen dem kriti-
schen Idealismus oder Apriorismus (Kant) und der Setzungslehre
(Fichte), welche erkenntnistheoretischer und sittlicher Idealismus
zugleich ist.
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I. Der erkenntnistheoretische Idealismus oder Apriorismus
A.
Das G r u n d e r l e b n i s d e s A p r i o r i s m u s
(Vom Empirismus zum Apriorismus)
Bisher war die Erklärung der philosophischen Ansichten eine ein-
fache Sache. Das Grunderlebnis des Empirismus bleibt am Äußer-
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Siehe unten S. 165 f.