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2 . D a s B e g r i f f s g e b ä u d e

D i e Ablehnung echter Wahrheitserkenntnis hat dem Empirismus

einen überaus einfachen und durchsichtigen Begriffsbau verliehen. /

Damit ist es nun aus. Denn während dem empiristischen Denken die

Lehrbegriffe des Sensualismus, Relativismus, Utilitarismus usw. in

ihren grundsätzlichen Gestaltungen eindeutig vorgezeichnet sind,

sind im Apriorismus die Lehrbegriffe nicht so eindeutig zu entwik-

keln. Da ihm die Herkunft der Begriffe nicht nur rein empirisch

bedingt, sondern auch im Geiste selbst vorbedingt ist, ergibt sich ein

viel r e i c h e r e s B e g r i f f s g e b ä u d e und zeigen sich viel

mehr Möglichkeiten, die Lehrbegriffe nach verschiedenen Richtun-

gen hin weiter zu verfolgen.

Der Apriorismus ist, in diesem Punkte dem Empirismus ähnlich,

zuerst E r k e n n t n i s t h e o r i e . Diese ist jedoch, wie sich von

selbst versteht, nicht sensualistisch. Sie ist ebensowenig relativi-

stisch, denn sobald nicht mehr alles vom Wechsel der Erfahrung ab-

hängt, ist die Möglichkeit gültiger Wahrheit gegeben. Die Selbst-

gewißheit des Denkens legt vielmehr den Grund zu einer solchen

Erkenntnistheorie, die über den „Psychologismus“ der Empiristen

hinauskommt; indem sie nämlich die inneren Verhältnisse des

denkenden Bewußtseins, das Apriori, untersucht. Dadurch hat sie

mit den naturhaft gedachten, „assoziationsmechanischen“ Abläufen,

welche die empiristische Seelenlehre fälschlich annimmt, von Anbe-

ginn nichts zu tun. Die Selbstgewißheit des sittlichen Bewußtseins

hebt ebenso die S i t t e n l e h r e über den Utilitarismus und seine,

im gleichen naturwissenschaftlichen Sinne, „psychologische“ Grund-

lage hinaus und gründet sie auf ein eigenes sittliches Apriori (wie

später zu erklären sein wird). Ferner führt die Erforschung des

richtenden Geistes, bei Kant „Urteilskraft“ genannt, zur Begrün-

dung einer K u n s t p h i l o s o p h i e , die sich über den flachen

Hedonismus der Empiristen erhebt. Auch die G e s e l l s c h a f t s -

l e h r e erhält eine Anregung, den Individualismus zu überwinden,

welche geschichtlich z. B. bei Sokrates durchdringt, bei Kant aller-

dings weniger durchgedrungen ist. — Diese Umwandlung der Er-

kenntnis- wie der Sitten- und Gesellschaftslehre bietet für die Er-

örterung metaphysischer und ontologischer Fragen neue, dem Em-

pirismus unbekannte Möglichkeiten, so daß nun M e t a p h y s i k